Jubiläum 100 Jahre Rathaus - Das Schmuckstück der Traarer
Krefeld. Das Traarer Rathaus wird 100 Jahre alt. Dieses Jubiläum wollen die Bürger und die Verantwortlichen des Bürgervereins mit einem Geburtstags-Frühschoppen am kommenden Sonntag feiern.
Bürgervereins-Vorsitzender Marc Blondin sagt: „Darauf, dass das Haus mit seiner wechselvollen Geschichte auch heute noch als Bezirksverwaltungsstelle mit Polizeistation in Betrieb ist, sind die Traarer richtig stolz.“
Es war an einem Dienstag im November 1915: „Einer Einladung des Beigeordneten Hilden folgend, versammelte sich der Gemeinderat zum ersten Male im blumengeschmückten Sitzungssaal des neuen Rathauses. Vor Beginn der Sitzung fand eine eingehende Besichtigung statt, bei welcher sich die Herren lobend über die Ausführung des neuen Verwaltungsgebäudes aussprachen. Nach entsprechender Begrüßung der Mitglieder eröffnete Beigeordneter Hilden die Sitzung mit einer Ansprache.“
Die 100-jährige Geschichte des Hauses hat ihren Ursprung viel früher. 1907 war die Gemeinde Traar selbständige Bürgermeisterei geworden. Dem damit verbundenen Bürgerstolz sollte sichtbar Ausdruck verleihen werden.
Ein Jahr später beschließt der Gemeinderat den Bau eines Rathauses. „50 000 Mark werden für den Bau, der auch eine Dienstwohnung enthalten soll, in Aussicht gestellt“, erzählt Blondin. 1913 war zu einem Kaufpreis von 3000 Mark ein zwei Hektar großes Gelände entlang der Kemmerhofstraße in der Nähe des Schnittpunktes der Wege nach Uerdingen, Krefeld und Moers aus dem Besitz des Landwirts von Holtum angekauft worden.
1914 tritt die Baukommission zusammen, um Einzelheiten einer feierlichen Grundsteinlegung festzulegen. Doch es kommt zu keinem Beschluss. Nur zwei Mitglieder erscheinen und somit ist das Gremium beschlussunfähig.
Blondin: „Es ist anzunehmen, dass angesichts der drohenden Kriegsgefahr, die nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajewo über Europa schwebt, der Gedanke an eine Feier anlässlich der Grundsteinlegung aufgegeben worden ist.“
1914 bricht der 1. Weltkrieg aus. Er hat den Bau des Rathauses nicht verhindert. Vor dreißig Jahren wurde berichtet, „dass die Bausubstanz des Rathauses heute, nach mehr als 70 Jahren, noch so gut erhalten ist, dass von einer friedensmäßigen Bauausführung gesprochen werden darf.“
Übrigens gab es im Obergeschoss des Traarer Rathauses eine Dienstwohnung. „Das kommunalpolitische Glück, selbstständig, ortsnah, von einem eigenen Rathaus aus die gemeindlichen Geschicke zu bestimmen, währte nur kurz“, sagt Blondin mit einem Schmunzeln. „1929 wurde Traar nach Krefeld eingemeindet und das Rathaus Traar, Sitz einer Vorortverwaltung, die der Gesamtverwaltung Krefelds unterstand.“
Seit 1978 sei das Rathaus Traar Sitz der Bezirksverwaltung, jetzt leider nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten, berichtet der Vorsitzende. Ebenso sei nach wie vor das Standesamt dort untergebracht. Weiterhin beherbergt das Rathaus den Dienstraum der beiden Bezirkspolizisten.
Bei aller schönen Historie sieht Blondin auch die Mängel des in die Jahre gekommenen Gebäudes in Zeiten knapper Kassen. „Die Toilettenanlagen wurden in Eigenregie saniert, der Trausaal war immer wieder feucht. Das obere Stockwerk ist gar nicht mehr zu nutzen. Der Sanierungsstau beläuft sich auf rund 500 000 Euro. Wir befürchten, dass die Fenster dort bald aus den morschen Rahmen fallen.“