Stadtwerke: Es gibt noch Chancen für eine Fusion

Die Hochzeit mit Neuss scheint nicht endgültig gescheitert. Die Brautschau geht unterdessen weiter.

Krefeld. Es gibt Hoffnung, dass die Stadtwerke Krefeld (SWK) und Neuss (SWN) doch noch irgendwann zusammenkommen. Am Freitag hatten sieben CDU-Ratsmitglieder ihren Bürgermeister Herbert Napp düpiert, als sie zusammen mit der Opposition das Fusionsthema von der Tagesordnung der Ratssitzung in Neuss kippten. Dort leckt man sich derzeit die Wunden und bereitet die für Montag vorgesehene Wahl eines neuen Fraktionsvorsitzenden für den zurückgetretenen Bernd Koenemann vor.

"Unser Ziel ist Wachstum in der Region. Wir verfolgen dieses Ziel und bemühen uns weiter um Fusion oder Kooperationen, eventuell auf verschiedenen Geschäftsebenen auch mit anderen Stadtwerken", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann. Der Vorstand bedauere den Vorgang in Neuss, sei aber bei dortiger Mehrheitsfähigkeit bereit, wieder die Gespräche aufzunehmen.

Moderate Töne schlägt Winfried Schittges (CDU), Mitglied des SWK-Aufsichtsrates an: "Es gibt Leute, die haben nicht begriffen, dass Neuss nach einer Fusion mit Krefeld noch Luft holen kann." Die Krefelder Werke seien kein "Global Player". Schittges: "Wir müssen Verständnis für einander entwickeln. Die Neusser sollen sich nicht überfahren fühlen. Wir müssen über den 1. Januar 2008 hinaus miteinander reden". Eine Alternative zu Neuss sieht der CDU-Vorsitzende für die Krefelder Werke nicht: "Drumherum ist doch alles von RWE oder Eon blockiert. Und kleine Stadtwerke werden fürchten, dass sie mit dem Partner Krefeld gar nichts mehr zu sagen haben."

Den Vergleich mit der geplatzten Heirat vor dem Standesbeamten zieht Ulrich Hahnen, SPD-Fraktionschef und ebenfalls SWK-Aufsichtsratsmitglied: "Wenn die Braut gerade Nein gesagt hat, wird man doch nicht am selben Tag noch mal mit ihr reden." Hahnen bestätigt der WZ, dass für die Fusionsvorsbereitungen von den Krefelder Stadtwerken "ein gut siebenstelliger Betrag" ausgegeben worden ist. "Das Geld ist aber nicht verloren." Auch er sieht die Tür zu Neuss noch nicht ganz verschlossen - möchte aber in alle vier Himmelsrichtungen denken: "Es gibt Stadtwerke in Meerbusch, Kempen und in Duisburg". Mit anderen Partnern könnte Krefeld fruchtbare Kooperationen eingehen, um gegen die Energieriesen zu bestehen.

"Die erste Wut hat sich gelegt", erklärt Rolf Rundmund, für die Grünen im SWK-Aufsichtsrat. Er sieht die Neusser Ratsentscheidung nicht als inhaltliche Entscheidung: "Da sind alte Racheakte vollzogen worden. Wenn wir im neuen Jahr ein Signal bekommen, dann kann man wieder reden."

Keine Stellungnahme will der Betriebsratsvorsitzende Klaus John abgeben: "Es ist schon genug gesagt und geschrieben worden."