Steht McZahn endgültig vor dem Aus?

Der Insolvenzantrag wurde bereits am Montag beim Handeslregister Krefeld eingereicht.

Krefeld/Willich. Noch hat nicht der letzte Zahnarzt den Bohrer aufdie Seite gelegt. Noch meldet sich eine freundliche Stimme an derHotline der McZahn AG. Und noch wird von den VerantwortlichenOptimismus verbreitet, dass alles gut wird. Die Billig-Zahnersatz-Kettemit Sitz in Willich-Münchheide hat beim Amtsgericht in KrefeldInsolvenz angemeldet und niemand weiß, ob der Betrieb in nächsterZukunft noch existieren wird.

Dabei hatte Firmengründer Werner Brandenbusch, der wegen offenerStreitigkeiten mittlerweile rausgekickt wurde und der mit McZahn vorGericht steht, mit seiner Idee bundesweit für Furore gesorgt."Zahnersatz zum Nulltarif" hatte das Unternehmen geworben. Die Ideedahinter: Wer sein Bonus-Heft immer brav geführt hat und von seinerKrankenkasse die Maximal-Förderung bekommt, erhält von einemMcZahn-Partner ohne Zuzahlung eine Prothese, Brücke, was auch immer.

MichaelMessing, Anwalt beim Insolvenzverwalter

In der praktischen Umsetzung gestaltete sich die Geschichte weitausschwieriger. Es gab Probleme mit der Abrechnung, Patienten mussten zumTeil lange auf Behandlung warten, der Aufbau des Netzes mit denFranchise-Nehmern kam nicht wirklich in die Gänge. Bis zum nächstenJahr wollte McZahn 450 Praxen eröffnen, bislang sind’s ganze sechs,eine davon im Krefelder Behnisch-Haus.

Wie und ob deren Arbeit weiter läuft, ist noch nicht klar. "Wir sindmit allen Beteiligten im Gespräch", erklärt Rechtsanwalt MichaelMessing von der Düsseldorfer Kanzlei Metzeler von der Fecht, die zumInsolvenzverwalter bestellt wurde. "Wir halten den Betrieb aufrecht",verspricht Messing. Derzeit rede man über zehn Mitarbeiter, allesweitere müsse sich zeigen. Wie lange sich das Verfahren nun hinziehe,könne man nicht sagen.

Zugeknöpft gibt sich der Jurist auch zu den Ermittlungen gegenMcZahn wegen Betrug-Verdachts und Urkundenfälschung. Hier ist vor allemder Firmengründer Werner Brandenbusch ins Visier der StaatsanwaltschaftWuppertal geraten. Die Firma soll gefälschte Zertifikate für Zahnersatzaus China bei den Kassen eingereicht haben. Dabei soll ein Schaden von860000 Euro entstanden sein. Wie hoch die aktuellen Schulden sind, dazuwollte Michael Messing ebenfalls keine Stellung nehmen.

Gestern wurde zudem bekannt, dass das Unternehmen versucht habensoll, seinen Markennamen noch vor dem Insolvenzantrag zu verkaufen.

Sicher scheint: Wenn der Betrieb weitergeführt wird, müssen sich diePatienten wahrscheinlich auf längere Wartezeiten einstellen. Das sagteein Gerichtssprecher in Krefelder. Und: Bereits geleisteteVorauszahlungen gingen in die Konkursmasse über. Auf der anderen Seitekönnten betroffene Zahnärzte schließlich auch ihre Verträge mit McZahnkündigen und sich einen anderen Lieferanten suchen.

Unterdessen erklärte am frühen Abend die KassenzahnärztlicheVereinigung Nordrhein (KZN), sie werde die Versorgung derMcZahn-Patienten sicherstellen. Das geschehe in Zusammenarbeit mit denniedergelassenen Zahnärzten. Diese kümmerten sich um dieWeiterbehandlung. KZN-Vorsitzender Rolf Wagner betont, dass man bereitsvor einiger Zeit Gespräche mit den Krankenkassen führen musste, weil"bei einer Vielzahl von Patienten die Versorgung begonnen, aber nichtbeendet wurde."

Dennoch sind es nicht nur negative Dinge, die über das Unternehmenzu hören sind. Eine Frau aus Tönisvorst, die bei McZahn behandeltwurde, zeigt sich hochzufrieden. "Ich weiß natürlich nichts über dasMaterial, das verwendet wurde", sagt sie. Aber: "Alles sitzt, es passt,ich kann nicht klagen." Und auch in der Abwicklung habe es keinerleiSchwierigkeiten für sie gegeben.

Höhepunkt der jüngsten Entwicklung war die Razzia im Firmensitz ander Karl-Arnold-Straße 8 in Münchheide am 13. August. Im Zuge dieserDurchsuchung hatten die Gesellschafter drei Managern nahegelegt, ihrenHut zu nehmen. Außerdem wurde ein neuer Aufsichtsrat gewählt, an dessenSpitze der Krefelder Rechtsanwalt Rainer Girmes stand. Der hatteseinerzeit betont, dass er McZahn sehr gute Marktchancen einräume. Manmüsse den Betrieb nur "mit etwas mehr Stringenz" führen".

Apropos Firmensitz: Schon vor zwei Jahren hatte McZahn erklärt, imGewerbegebiet Stahlwerk Becker ein repräsentatives Gebäude in besterLage errichten zu wollen. Es blieb bei der Absicht.