TKN-Staub: Anwohner ärgern sich über Informationspolitik
Thyssen-Krupp Nirosta muss seine Entstaubungssysteme nachrüsten. Die Ursache der hohen Chrom- und Nickelmesswerte ist nicht geklärt.
Krefeld. Beim Nachbarschaftsdialog im Stahlwerk von Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) äußerten die Anwohner ihren Ärger über die Informationspolitik des Unternehmens. Man hätte erwartet, dass der Konzern sofort über den Störfall und die erhöhten Chrom- und Nickelwerte im Feinstaub berichtet.
Vertrauen und Glaubwürdigkeit seien dadurch erheblich geschädigt, so eine Anwohnerin. Pressesprecher Erik Walner bat um Verständnis, dass TKN nach der Strafanzeige zuerst die Staatsanwaltschaft informieren wollte. Aus diesem Grund sei das Unternehmen auch nicht der Einladung von Bezirksvertretung und Umweltausschuss gefolgt, wie Ratsherr Christoph Bönders (Grüne) zuvor kritisiert hatte.
Der Störfall hat für das Unternehmen schon vor der Entscheidung des Staatsanwalts Konsequenzen, denn die Bezirksregierung fordert von TKN, die Absaugleistung der Entstaubungssysteme im Stahlwerk um mindestens 60 Prozent zu steigern.
In Zukunft müssen die Stäube nicht nur durch die geführte Direktabsaugung am Ofen gefiltert werden, sondern auch jene aus „diffusen Quellen“ wie Fenster und Tore, erläuterte Verena Schulz-Klemp, Abteilungsdirektorin Umwelt- und Energiemanagement, vor über 80 Besuchern.
Die Anordnung der Bezirksregierung lässt TKN nur zwei Möglichkeiten: Entweder müssen alle Dachöffnungen geschlossen und die gesamte Halle abgesaugt werden, was der dreifachen Absaugleistung entspricht, oder die Absaugleistung wird geringer erhöht, jedoch durch diverse Einzelmaßnahmen ergänzt.
TKN bevorzugt aus Kostengründen die zweite Variante. „Wir wollen uns nicht mit einer billigen Staubentsorgung abfinden“, bekräftigt Betriebsrat Norbert Kalwa. Man wolle darauf achten, dass die von der Behörde geforderten Investitionen zeitnah umgesetzt werden.
Auf Anfrage der Anwohner nach der Ursache der an der Station Stahldorf-Schule gemessenen, erhöhten Chrom-Nickel-Emissionen musste Schulz-Klemp passen. „Ich würde die Ursache gerne beseitigen, wenn ich sie kennen würde“, sagte sie. Allerdings schloss sie einen Zusammenhang mit einer Betriebsstörung im Stahlwerk aus.
Zwar sei in der Nacht vom 6. auf den 7. November 2010 die Absauganlage ausgefallen, die erhöhten Messwerte habe die Bezirksregierung jedoch gemessen bevor die Absaugung ausfiel. TKN hätte den Ofen bei einem Ausfall der Direktabsaugung abschalten müssen, so der Umweltdezernent der Bezirksregierung, Wilhelm Kochskämper.
Er verwies auch auf ein grundsätzliches Problem bei der Messung an der Schulstation, die keine Online-Messstelle sei. Die Ergebnisse müssten zuerst analysiert und geprüft werden, bis sie nach 14 Tagen bei ihm vorliegen.
Damit sei eine frühzeitige Warnung der Anwohner — wie von Marion Linder vom Bürgerverein Stahldorf gefordert — gar nicht möglich. Bis dahin habe sich der Staub längst verteilt. Kochskämper räumte allerdings auch ein, dass eine Gefährdung der Bevölkerung bisher nicht nachgewiesen werden konnte.