Besuchermagnet Zeittunnel wird zum Zankapfel

Die Stadt Wülfrath sieht sich nicht in der Lage, das erdgeschichtliche Museum allein weiterzuführen. Der Kreis aber hält sich nicht für verpflichtet zu helfen. Damit droht das Ende.

Kreis Mettmann/Wülfrath. Der Zeittunnel feiert in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. In den Hochglanz-Prospekten des Neanderlands wird das erdgeschichtliche Museum in Wülfrath als Attraktion im Kreis Mettmann gefeiert. Die Hoffnung der Stadt Wülfrath, dass sich der Kreis an den Kosten des Betriebs dieser Einrichtung beteiligt, hat der Kreisausschuss für Wirtschaftsförderung und Tourismus gestern Abend aber nicht genährt. Im Gegenteil.

Der Zeittunnel ist ein Besuchermagnet. 12 500 Besucher wurden in diesem Jahr gezählt. Nur das Neanderthal Museum zieht im Kreis Mettmann mehr Gäste an. Doch die Finanzierung des Museums steht seit Jahren auf der Kippe.

Das klamme Wülfrath kann sich die Betriebskosten kaum leisten. Und so hat der Rat 2007 beschlossen, den Tunnel ab 2014 zu schließen — sollte es nicht ein neues Betreiberkonzept geben. 110 000 Euro, so die Forderung, sollten alljährlich in Wülfrath eingespart werden. Seit 2007 wird darauf geschielt, dass der Kreis finanziell hilft.

Der Kreis mahnte jedoch stets an, Wülfrath möge erst einmal aufzeigen, welche Entwicklungschancen es am Standort Zeittunnel geben könnte. Genau diese wurden anhand einer Machbarkeitsstudie aufgezeigt, die die Experten erstellt haben, die für den Kreis die Marke „Neanderland“ mit entwickelt haben. Das Konzept wurde gestern im Ausschuss im Kreishaus vorgestellt.

Das große Potenzial wurde herausgestrichen, die Chance eines Anschlusses an die Route der Industrie skizziert, ein neuer Ausstellungsschwerpunkt aufs Thema Kalk beschrieben, Attraktivierungsdetails wie Wanderweg und Aussichtsturm dargelegt — in der Summe Investitionen in Höhe von mindestens 2,1 Millionen Euro.

„Diesen Rolls Royce wollen wir nicht“, erteilte Ingmar Janssen (SPD) den Plänen ebenso eine Absage wie dem Wunsch der Stadt Wülfrath nach einer Beteiligung an den Betriebskosten. „Das werden wir nicht mittragen.“ Dazu wären gestern nur Grüne, UWG-ME und Die Linke bereit gewesen.

Regelrecht erbost über das Wülfrather Ansinnen war die CDU. Die Offerte Wülfraths, 750 000 Euro der Investitionen und bis zu 60 000 Euro Betriebskosten im Jahr zu tragen, sei „starker Tobak“ und eine „Friss oder stirb“-Haltung. Dieter Roeloffs: „Wülfrath wartet auf den weißen Reiter. Der sind wir aber nicht.“

„Erschrocken“ zeigte sich auch Landrat Thomas Hendele, der von Wülfrath zumindest erwartete, „dass die Stadt die Kosten für den Betrieb 2014 trägt, damit wir Zeit gewinnen“. Dieses forderten auch CDU, SPD und FDP — und statteten Hendele mit einem entsprechenden Verhandlungsmandat aus.

Der Kreis, heißt es weiter, wolle Wülfraths Bemühungen zum Erhalt des Tunnels unterstützen. Zahlungszusagen gibt es nicht — bis auf 10 000 Euro Planungskosten. Kreis und Wülfrath sollen über Lösungen für die Zukunft verhandeln. Jochen Gödde (Grüne): „Das ist das Begräbnis für den Zeittunnel.“