Am Neanderweg ist es vorbei mit der Ruhe
Die Anwohner des Neanderwegs begutachten die Bauaktivitäten in ihrer Nachbarschaft mit Argusaugen. Mit den Bauplänen habe das nichts zu tun, finden sie.
Erkrath. Eigentlich habe er alle im Rat vertretenen Parteien hinter sich, aber es ändere sich einfach nichts — jedenfalls nicht zum Besseren, sagt Serge Charasse. Er wohnt in einem der Häuser entlang des bislang idyllischen Neanderwegs in Hochdahl und ärgert sich, weil der 2005 verabschiedete Bebauungsplan für neue Eigenheime an der nahe gelegenen Prof.-Sudhoff-Straße seiner Einschätzung nach „einfach nicht respektiert wird“.
Serge Charasse, Anwohner
„So ein Plan muss, wenn er einmal beschlossen ist, doch Gesetz sein. Mein Eindruck ist, dass der Architekt die Stadt und die Stadt den Bebauungsplan völlig ignoriert“, sagt Charasse, der von seinem Garten aus das Baugrundstück sehen kann, auf dem drei neue Häuser entstehen sollen.
Ein Haus steht schon, ein Doppelhaus, „viel breiter und höher als im Plan vorgesehen“, moniert Charasse. Ein zweites Haus wird gerade gebaut und ein drittes soll folgen. Und der Baustellenverkehr werde größtenteils über die angrenzende, enge Sackgasse Neanderweg abgewickelt. Schon führten die Anwohner Statistiken über die Häufigkeit, mit der die schweren Lkw vorbeifahren. Von einer Rampe, über die es laut Charasse von der Prof.-Sudhoff-Straße zum Neubaugebiet gehen sollte, sei immer noch nichts zu sehen. Dafür stünden plötzlich Carports auf dem Baugebiet, die gar nicht vorgesehen waren. Dies bedeute wohl, dass auch der Anwohnerverkehr für die neuen Häuser künftig komplett über den Neanderweg abgewickelt würde.
„Die haben zwar die Adresse Prof.-Sudhoff-Straße, können aber nur über den Neanderweg anfahren“, sagt Charasse — und verweist auf das benachbarte Grundstück Prof.-Sudhoff-Straße 4, das über eine Zufahrtsrampe verfügt. „Im Winter müssen die natürlich erst einmal räumen und streuen, bevor die Rampe benutzbar ist, aber das funktioniert doch“, sagt Charasse. Er hat 18 Jahre lang im rummeligen Zentrum von Paris gelebt und sorgt sich nun um die Ruhe, die ein Häuschen am Neanderweg zu verheißen schien.
Der städtischen Bauaufsicht sind die Kritikpunkte seit langem bekannt. Amtsleiter Helmuth Hentschel winkt ab („Stimmt alles nicht“) und hält dagegen: Die Häuser wären weder höher noch breiter als geplant, das habe ein Vermessungsingenieur überprüft. Dass der Neanderweg nicht für den Baustellenverkehr genutzt werden dürfe, stehe keinesfalls im Bebauungsplan. Der Weg sei eine öffentliche Straße, für temporären Lieferverkehr geeignet und habe dadurch auch keinen Schaden genommen, was ebenfalls überprüft worden sei.
Im Plan stehe, dass der Erschließungsverkehr, also der Anwohnerverkehr nach Übergabe der Häuser, ausschließlich über die Prof.-Sudhoff-Straße erfolgen soll. Zu diesem Zweck wurden auf dem Baugelände keineswegs Carports, sondern Abstellräume gemauert, die auf Höhe der Sudhoff-Straße enden, so dass jetzt ein Carport aufgesetzt werden kann. Die Bewohner parken dann künftig im Carport auf Höhe Sudhoff-Straße und gelangen über eine Treppe zu ihren Häusern.
Eine Abtrennung von Neanderweg und Neubaugebiet werde es aber auch nach Abschluss der Bauarbeiten nicht geben, so Hentschel.