Aus dem Alltag eines Metzgers: Wurst allein reicht nicht aus
Dirk Hanten betreibt die einzige klassische Metzgerei im Ort. Dabei wollte er eigentlich Kameramann werden.
Erkrath. Drei, vier gezielte Drehungen aus dem Handgelenk, fertig ist die frisch gemachte Bratwurst im Schweinedarm. „Früher wurde die Masse von Hand mit dem Trichter in den Darm gestopft, heute funktioniert das mit der Wurstmaschine“, sagt Fleischermeister Dirk Hanten. Mit den gezielten Drehungen wird der Darm gezwirbelt, die Würste voneinander getrennt.
Fünf Kilogramm Bratwurst produziert Dirk Hanten für seine Landmetzgerei an der Neanderstraße täglich. Was er nicht verkauft, bereichert das Angebot des täglichen Mittagstischs. Heutzutage nur Fleisch und Wurst zu verkaufen, das reicht nicht aus.
„Meine Großeltern hatten hier ihre kleine Metzgerei“, sagt Hanten und zeigt auf den Verkaufsbereich. „Und dort, wo heute Tische und Stühle stehen und die Kunden sich zum Essen hinsetzen können, war ihr Wohnzimmer.“
Damals gab es noch vier oder fünf Metzgereien in Erkrath. Heute ist das Geschäft von Dirk Hanten und Ehefrau Tina die letzte klassische Metzgerei — Im Unterschied zu den Fleisch- und Wursttheken in den Supermärkten und den Ständen auf dem Wochenmarkt.
„Montags bis donnerstags verkaufe ich den Großteil meiner Produkte über die heiße Theke, freitags und samstags kaufen die Kunden Wurst und Fleisch für das Wochenende“, sagt Hanten.
Dazu kommt der Partyservice, den seine Frau organisiert. Und Spezialitäten aus der Region, die Hanten nach und nach entwickelt hat. Die Neanderthaler Rostbratwurst mit spezieller Würzmischung, das Neanderthaler Landbier in der Bügelflasche, Neanderthaler Kräuterlikör und Neanderthaler Schinkenspeck. „Man muss sich etwas einfallen lassen“, sagt er.
Hanten legt Wert darauf, dass er seine Wust nach alter Tradition, nach dem „Reinheitsgebot des Fleischerhandwerks“ fertigt. Jagdwurst, Leberwurst, Schinkenwurst, Leberkäse und Bierschinken stellt er selbst her. Auch für den Fleischsalat macht er eine spezielle Wurst. „Viele denken, in den Fleischsalat kommen die Wurstabfälle, aber das stimmt nicht“, sagt er.
Montags verarbeitet er Rind, am Dienstag waren es vier Schweine von einem Bauern aus Gruiten, mittwochs macht er etwa Blutwurst. „Aber glauben Sie nicht, ich hätte samstags frei. Da fahre ich die Buffets für den Partyservice aus“, sagt Hanten. Die Arbeit macht ihm trotzdem Spaß. Auch wenn er eigentlich zum Film wollte, Kameramann werden.
„Ich sollte erst mal was vernünftiges lernen“, erinnert er sich. Weil schon sein Großvater und sein Vater Metzger waren, lag dieser Beruf nahe. Dass sich sein Sohn Marius mit seinen 17 Jahren auch für das Fleischerhandwerk entschieden hat, freut Hanten. „Der macht seine Lehre in dem Düsseldorfer Betrieb, in dem auch ich gelernt habe“, sagt er stolz. „Ich habe ihn aber nicht dazu gedrängt.“