Bibelkurs ist ein Besuchermagnet

Pfarrer Christoph Biskupek hatte mäßiges Interesse an einem Bibelkurs erwartet. Doch über 100 interessierte Gäste fanden den Weg ins Hochdahler Franziskus-Haus.

Foto: Nicole Marschall

Erkrath. „Ein Bibelkurs? Wer soll dahin kommen?“ Großes Interesse hatte Christoph Biskupek, Pfarrer der katholischen St.-Franziskus-Gemeinde in Hochdahl, von seinen Schäfchen wohl nicht erwartet, als ihm Subsidiar Ludwin Seiwert vorschlug, einen Bibelkurs anbieten zu wollen. Als möglichen Veranstaltungsort habe Biskupek ihm daher zunächst das Dachgeschoss im Haus der Kirchen vorgeschlagen, das Platz für rund 30 Zuhörer bietet.

Ludwin Seiwert, Pfarrer im Ruhestand

In weiser Voraussicht reservierte Seiwert dann aber einen größeren Raum im FranziskusHaus, stellte hundert Stühle auf — und sah sich bei Veranstaltungsbeginn weit über hundert Interessierten gegenüber. So begann die erste Bibelstunde in Hochdahl erst einmal mit einem großen Stühlerücken: Aus verschiedenen Räumen trugen die Teilnehmer Stühle zusammen bis letztlich jeder einen Platz fand. Aus den Nachbarstädten und sogar aus Köln und Bergisch Gladbach waren Teilnehmer angereist, hauptsächlich Senioren, vereinzelt aber auch jüngere Menschen, bibelfeste, theologisch-geschichtlich vorgebildete genauso wie zweifelnde oder solche, die aus reiner Neugier gekommen waren.

Für Ludwin Seiwert, der als Pfarrer im Ruhestand seit August die Gemeinden im Kreis Mettmann als Subsidiar unterstützt, keine allzu große Überraschung. Konnte er doch bei Bibelkursen in anderen Städten über Jahrzehnte regelmäßig über hundert Interessierte erreichen. „Es gibt wenig Angebote dieser Art“, weiß er aus der Erfahrung mit seinen Bibelkursen, deren Konzept deutlich von den häufig im vertrauten kleineren Kreis praktizierten Bibelkreisen abweicht. „Ich setzte keinerlei Glauben voraus. Jeder, der die Bibel kennenlernen will, darf kommen. Ganz egal, ob die Bibel für ihn das Wort Gottes oder ein Stück Weltliteratur ist.“ Seiwerts Ziel sei es nicht, „die Frommen noch frommer zu machen“, sondern zu erreichen, dass man „vernünftig über die Bibel nachdenkt und redet“. Im ersten Teil der Veranstaltungsreihe stellte er den Zuhörern Jesus als Mensch vor und ließ sie einen Text aus dem ältesten Evangelium — dem von Markus — mit der Beschreibung der gleichen Begebenheit im Matthäus-Evangelium vergleichen.

Das Ergebnis: Je neuer das Evangelium, desto stärker wird Jesus glorifiziert und die eigentlichen Fakten treten in den Hinter-, der Glaube in den Vordergrund. Die Evangelien enthalten zwar historisches Material und berichten aus Jesus Leben, gleichzeitig interpretieren sie es aber auch. „Diese Schriften sind keine Arbeiten im Sinne heutiger moderner Geschichtswissenschaft, sondern Predigten, die zunächst den Glauben des jeweiligen Verfassers widergeben“, so Seiwert, für den diese Erkenntnis entscheidende Voraussetzung für das Lesen der Bibel ist. Der Grundtenor nach der ersten Bibelstunde war überwiegend positiv. Vereinzelten Teilnehmern kam jedoch der erste Teil, die Antwort auf die Frage, wer Jesus wirklich war, zu kurz. Der Part über die Entstehung der Evangelien dürfte dem einen oder anderen Zuhörer hierauf allerdings vielleicht schon eine erste Antwort geliefert haben. Weitere Hinweise für die eigene Deutung werden sicher lich die nächsten Termine bieten.