Bruchhausen: Aus der alten Schule wurde das Naturschutzzentrum
Wo vor 150 Jahren erstmals Schüler paukten, befindet sich heute das Naturschutzzentrum.
Hochdahl. Wer heute das Naturschutzzentrum Bruchhausen besucht, kann leicht übersehen, dass das dunkle Ziegelgebäude schon 150 Jahre alt ist. Der Bau ist Teil der Erkrather Geschichte, aus einer Zeit, als die fortschreitende Industrialisierung im Umland der Trillser Eisenhütte für Zuzug von evangelischen Neubürgern sorgte.
Für deren Nachwuchs war bald eine eigene Schule nötig, die evangelische Schule in Erkrath war gegen Ende der 1850er-Jahre zu eng geworden. Bis zur Fertigstellung der neuen Schule in Bruchhausen lernten die Kinder auf Initiative von Wilhelm Bünger und Hüttenwerksdirektor Julius Schimmelbusch zunächst in einer privaten Elementarschule an der Hauptstraße.
1862 wurde dann an der heutigen Bruchhauser Straße 47 das Schulhaus mit zweieinhalb Geschossen in preußischer Normalbauweise fertiggestellt. Kinder aus allen umliegenden Gemeinden drückten dort die Schulbank. Aus Bruchhausen, Trills, Hochdahl, dem Neandertal, aber auch aus Unterbach und dem benachbarten Hilden liefen die Schüler jeden Morgen zum dunkelbraunen Ziegelbau in Bruchhausen. Dort hatte viele Jahre lang Lehrer Johann Karl Gottfried Jooß das Kommando über die Kinder, die zusammen in einer Klasse unterrichtet wurden.
41 Jahre lang war er Lehrer an der Schule, bis er 1901 den Ruhestand antrat. Er hinterließ eine umfassende Chronik über das Schulleben, die auch einen Einblick in historische Gehaltsmodelle des Königreichs Preußen gab, zu dem Bruchhausen damals gehörte. 250 Taler standen ihm pro Jahr zu, davon waren 100 Taler Grundgehalt, 150 Taler wurden durch das Schulgeld der Kinder bestritten. Sechs Pfennige pro Kind und Monat gab es für die Tinte, 15 Taler für Wärme im Schulraum.
1891 wurde die Schule erweitert. Ein Anbau mit Klassenraum und Lehrerwohnung im Obergeschoss kam hinzu. Das Gebäude wurde für heute kaum vorstellbare 102 Jahre als Schulhaus benutzt, diente 1939 kurzzeitig als Armeequartier und wurde 1964 geschlossen.
Ab dann lernten die Schüler bis zur Fertigstellung der Trillser Sechseckschule in einem Pavillon in Kempen. 1966 wurden die Schulbezirke neu aufgeteilt und die Schule schließlich aufgelöst. Auch die Trennung der Schüler nach Konfessionen existiert seitdem nicht mehr.
Das denkmalgeschützte Schulgebäude wurde nach Ende des Schulbetriebs als Wohnhaus und für Gewerbe genutzt, zwischenzeitlich stand es für einige Jahre leer. Seitdem das Naturschutzzentrum Bruchhausen in die alte Schule eingezogen ist, erfüllt es auch wieder die 1862 erdachte Funktion — ein Ort der Bildung zu sein.
Denn mitten im heutigen Naturschutzgebiet können Kinder in der alten Schule nun wieder lernen, ganz ohne strenge Lehrer und konfessionelle Trennung. Und auch die Inhalte haben sich geändert. Statt Abc und Einmaleins stehen nun der Umweltschutz und die Geheimnisse der Tier- und Pflanzenwelt auf dem Lehrplan.