„Vergrämung bringt nichts“ Lösung für das Taubenproblem in Erkrath ist nicht in Sicht
Erkrath · Der Tierschutzverein Erkrath will ein Taubenhaus und Futter bezahlen, der Tierschutzverein Düsseldorf bietet Betreuung an – gegen Geld, das die klamme Stadt offenbar nicht ausgeben will. Grüne drängen auf neuen Entscheid.
Es sieht nicht danach aus, dass Erkrath in absehbarer Zeit ein Taubenhaus bekäme, obwohl Hochdahler Bürger, Tierschutzverein und auch Teile der Politik auf diese verträgliche Lösung des, wie sie betonen, menschengemachten Taubenproblems drängen. Eine deutliche politische Mehrheit in Erkrath lehnt das mit laufenden Kosten verbundene Vorhaben jedoch ab, sofern es unter Federführung der Stadt verwirklicht werden soll.
Die unter Spardruck stehende Verwaltung hatte im Umweltausschuss dafür plädiert, auf (noch nicht näher definierte) Vergrämungsmaßnahmen zur Vertreibung der Stadttauben und auf das Beseitigen von Futterquellen am Hochdahler Markt zu setzen, dessen Taubenpopulation als problematisch gilt. Dies sei zielführender und es könne auf ein Taubenhaus verzichtet werden. Zwölf Vertreter der Politik stimmten dem zu, vier waren dagegen, drei enthielten sich. Nach der Sitzung erhob die Ratsfraktion der Grünen Einspruch gegen diesen Beschluss, das Thema kommt nun auf die Tagesordnung der Ratssitzung am 6. September.
Grünen-Sprecher Peter Knitsch hält ein Taubenhaus nach wie vor für die einzige tierschutzgerechte Maßnahme zur Bestandsregulierung der Tauben auf dem Hochdahler Markt. „Die von der Verwaltung favorisierten Vergrämungsmaßnahmen haben in der Vergangenheit weder das Problem gelöst, noch entsprechen sie unseren Vorstellungen von Tierschutz. Wir hoffen, dass Bürgermeister und Ratsmehrheit ihre Haltung überdenken und wir im Rat zu einer Mehrheit für das Taubenhaus, zumindest aber zu einem Beschluss für weitere lösungsorientierte Gespräche kommen“, sagt Knitsch.
Seine Fraktion habe kein Verständnis dafür, dass die Ausschuss-Mehrheit das Angebot des Erkrather Tierschutzvereins, die Errichtungskosten (zwischen 10 000 und 15 000 Euro) für das Taubenhaus zu übernehmen, „vorschnell und unüberlegt“ abgelehnt habe. Der Vorschlag der Tierschützer sei eine gute Basis, um gemeinsam nach einer auch finanziell für die Stadt tragbaren Lösung zu suchen, meint Peter Knitsch.
Tierschützer wollen Taubenhaus durch Spenden finanzieren
Christa Becker vom Erkrather Tierschutzverein ist zuversichtlich, das Taubenhaus und auch noch die monatlichen Futterkosten von rund 200 Euro durch Spenden finanzieren zu können. Der Verein hatte das Geld für ein Refugium für nicht mehr vermittelbare Katzen vorgesehen, bislang aber keinen Standort für eine solche Einrichtung gefunden. Das Taubenproblem sei derzeit einfach dringlicher, sagen die Tierschützer. Bei der Gesamtverantwortung für ein Taubenhaus und vor allem bei den laufenden Kosten für dessen Betreuung sehen sie aber die Stadt in der Pflicht: „Sie hat ganz andere Ressourcen als unser Verein mit seinem mittlerweile sehr alten Vorstand. Wir haben zum Beispiel keinerlei Erfahrungen mit Angestellten“, sagt Christa Becker (73).
Laut Stadt wäre ein Taubenhaus in der Umgebung des Bürgerhauses vom Grundsatz her planungsrechtlich zulässig. Das ist das Ergebnis einer Begehung mit dem Tierschutzverein Düsseldorf, der auch angeboten hat, die Betreuung zu übernehmen, für einem monatlichen Betrag von 1200 Euro, inklusive Fütterung und Säuberung. Denn ein Taubenhaus ist kein Selbstläufer, sondern ein betreutes Zuhause für Stadttauben, die dadurch von Plätzen ferngehalten werden, an denen sie durch Nahrungssuche, Nisten und Koten für Verdruss bei Bürgern sorgen. In einem Taubenhaus werden diese Tiere durch zuverlässige artgerechte Versorgung angesiedelt, sie bekommen Futter und frisches Wasser und können ihrem Brutgeschäft nachgehen.
Unter Tierschützern gelten Taubenhäuser als einzige Methode, um die Anzahl der Stadttauben nachhaltig zu reduzieren, denn ihre Eier werden dort gegen Attrappen getauscht – zumindest zum Teil, um keinen Verdacht bei den Elterntieren auszulösen. Dadurch kann langfristig die Population kontrolliert werden, ohne zu Stacheln oder anderen, nicht mit dem Tierwohl zu vereinbarenden Maßnahmen greifen zu müssen.
Im Vorfeld der Ratssitzung am 6. September will Tierschützerin Christa Becker alle Ratsmitglieder mit Broschüren versorgen, die darüber aufklären, dass Stadttauben verirrte Haustiere sind, um die man sich kümmern müsse.
Stadttauben sind demnach Nachkommen ausgesetzter oder entflogener Haustiere, sie stammen von der Felsentaube ab und gehören eben nicht zu den Wildtieren wie Ringel- oder Türkentauben. Den Haustiertauben hat der Mensch ein unnatürliches Brutverhalten mit etwa sechs Gelegen pro Jahr mit je zwei Eiern angezüchtet, weil sie als Lieferant für Fleisch und Eier dienten. Stadttauben brüten daher auch unabhängig vom Nahrungsangebot und betteln bei Menschen um Futter.
Ihr Leid ist ein vom Menschen bestimmter großer Kreislauf, beklagen Tierschützer.