Gruitener Straße: Kranke Bäume am Bahndamm
Peter Swietkowiak übt heftige Kritik an der Bahn. Die überprüfe die Bäume an der Gruitener Straße nur unzureichend und bringe deshalb Menschen in Gefahr.
Hochdahl. Gut 100 Bäume hat Peter Swietkowiak am steilen Bahndamm an der Gruitener Straße überprüft. „Mindestens jeder zehnte Baum dort ist krank“, ist seine Bilanz. Der 50 Jahre alte Werkzeugmacher ist kein Baumgutachter. Aber inzwischen kennt er sich aus, erkennt die toten, hohlen und kranken Bäume auf dem Gelände der Bahn wenn nicht auf den ersten, dann doch spätestens auf den zweiten Blick.
Seit drei Jahren beschäftigt er sich mit den Bäumen entlang der Bahnlinie — seitdem ihm und seiner Frau Mariella dort mitten in der Nacht ein seit Jahren kranker Baum aufs Auto gefallen ist — das ist inzwischen durch einen Gutachter bestätigt worden. Auf den ersten Blick kam das Ehepaar damals mit dem Schrecken davon. „Aber wir sind bis heute in ärztlicher Behandlung“, sagt Peter Swietkowiak. Ein halbes Jahr lang waren er und seine Frau nach dem Unfall krankgeschrieben. Vor allem seine Frau leidet noch immer unter dem Geschehenen.
Wie sehr, das erfuhr ihr Mann in der vergangenen Woche. Am 31. Mai war wieder ein Baum vom Bahndamm auf die Gruitener Straße gefallen. Die Eheleute waren nicht direkt betroffen, aber den gefallenen Baum zu sehen reichte aus, um bei Mariella Swietkowiak Panikattacken auszulösen. „Sie musste im Krankenhaus auf die Intensivstation verlegt werden“, sagt ihr Mann, immer noch sichtlich bewegt. Grund genug für ihn, die noch stehenden zahlreichen Bäume näher zu betrachten und Fotos von dem jüngsten gefallenen Baum an einen Baumgutachter zu schicken.
„Auf den Bildern sind eindeutig über Jahre entstandene Schäden zu erkennen“, sagt der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Michael Birke aus Menden im Sauerland. „Aus Sachverständigensicht besteht dort durchaus Handlungsbedarf“, sagt er. Aus seiner Sicht seien am Bahndamm eine Reihe von Bäumen umfangreich geschädigt und deshalb nicht mehr verkehrssicher. „Bei regelmäßiger Pflege sollten sich eigentlich alle Bäume in einem verkehrssicheren Zustand befinden“, sagt Birke: „Dort scheint man etwas im Rückstand zu sein.“
Zweimal im Jahr müsste die Bahn laut Swietkowiak die Bäume an der Gruitener Straße überprüfen. Seiner Meinung nach findet das nur unzureichend oder gar nicht statt. „Hier fahren jedes Jahr tausende von Menschen entlang, die wissen gar nicht, in welche Gefahr sie sich begeben. Muss denn erst jemand sterben, bevor die Bahn reagiert?“, fragt er sich.
Die kündigt an, die WZ-Nachfrage zum Anlass zu nehmen und „eine erneute zeitnahe Prüfung der Situation vor Ort durchzuführen“. Darüber hinaus versichert ein Sprecher der Bahn, dass das Unternehmen seine Anlagen in regelmäßigen Abständen überprüfe, „wozu auch die Vegetation entlang der Strecken gehört“. Üblich seien zwei Prüfungen im Jahr. „Vegetationsrückschnitte erfolgen regelmäßig dann, wenn die Verkehrssicherheit oder die betrieblichen Anforderungen dies erfordern“, teilt der Bahnsprecher via E-Mail mit.
Währenddessen warten die Eheleute Swietkowiak seit drei Jahren auf einen finanziellen Ausgleich vonseiten der Bahn sowie eine Entschuldigung.