Kindertreff im Roncalli-Haus: Mama Josi geht in Rente
28 Jahre lang hat Josi Boscheinen den offenen Kindertreff im Roncalli-Haus geleitet. Ihre Nachfolgerin steht bereits fest.
Hochdahl. Im Eingangsbereich des Roncalli-Hauses an der Tannenstraße reihen sich Kinderwagen aneinander. Mütter und Kinder ziehen die Schuhe aus. Erst dann betreten sie den großen Raum des Hauses der katholischen St. Franziskus-Gemeinde.
Während die Mädchen und Jungen auf dem Teppichboden toben und spielen, sitzen die Mütter und Großmütter an den Tischen. Am Rande ist ein kleines Buffet aufgebaut — mit frischen Brötchen für ein gemeinsames Frühstück.
„Das ist aber die Ausnahme“, sagt Christa Stobe. „Sonst gibt es hier nur von den Müttern mitgebrachten Kaffee und Plätzchen.“ Dass so üppig angerichtet wurde, hat einen Grund: Die Mütter und die Kirchengemeinde verabschieden sich von Josi Boscheinen.
Die 67 Jahre alte Mutter von inzwischen vier erwachsenen Kindern übergibt den offenen Kindertreff im Roncalli-Haus an Andrea Bleichert vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer.
28 Jahre lang hat Josi Boscheinen demn Treffpunkt geleitet, der eigentlich eine Anlaufstelle für die Mütter und weniger für die Kinder war. „Natürlich waren die Kinder immer dabei“, betont Christa Stobe, eine der Töchter von Josi Boscheinen.
Mit einer Stillberatung hat vor knapp drei Jahrzehnten alles angefangen. „Ich habe eine Stillberatung in Haan besucht und wollte das weitergeben“, erzählt Josi Boscheinen. Und aus dieser Stillberatung, die eigentlich nur einmal im Monat stattfinden sollte, hat sich der offene Treff entwickelt.
Ulrike Siepen, Mutter von vier Kindern, ist mehr als zehn Jahre ins Roncalli-Haus gekommen. „Das war eine schöne Zeit“, sagt sie. Als sie nach Hochdahl zog, kannte sie dort kaum jemanden. Durch die Besuche des Treffs habe sich das schnell geändert. „Für viele Menschen, die in den neuen Stadtteil gezogen sind, waren das Roncalli-Haus und Josi Boscheinen eine erste Anlaufstelle“, sagt Siepen.
„Ich wollte die Mütter in ihrer Haltung zu ihrem Kind stärken, ihnen vermitteln, dass es etwas wert ist, Mutter zu sein“, sagt Josi Boscheinen. Sie hat immer fürs Stillen geworben und dass Mütter einen engen Kontakt zu ihren Säuglingen pflegen. „Im ersten Lebensjahr sind Kinder Traglinge“, sagt Boscheinen und hat den Müttern gezeigt, wie sie Tragetücher wickeln.
„Josi Boscheinen fordert von den Müttern eine liebevolle Erziehung“, sagt Malwina Balicki, Mutter von zwei Kindern. Das habe ihr so gut gefallen, dass sie nach deren Vorbild inzwischen auch zwei offene Treffs in Heilig-Geist leitet.
Seitdem Josi Boscheinen weiß, dass Andrea Bleichert den offenen Treff fortsetzt, fällt ihr der Abschied von den Müttern und Kindern nicht schwer. „Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich aufgehört hätte und der Treff damit geschlossen worden wäre.“