Bruchausen Kreuzkröte bekommt ein neues Zuhause in Bruchhausen

Erkrath · Ein im Frühjahr angelegtes Gewässer im Naturschutzzentrum Bruchhausen gibt der bedrohten Kreuzkröte eine neue Kinderstube. Gleichzeitig entsteht ein barrierefreies Umweltbildungsprojekt.

Karin Blomenkamp, die Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen, freut sich über das neue Kreuzkrötenbiotop.

Foto: Nicole Marschall

Für Menschen wirkt es nicht besonders einladend oder ästhetisch, einen Badeteich stellen wir uns irgendwie anders vor. Doch was für uns nicht sonderlich attraktiv erscheinen mag, ist für Kreuzkröten ein wahres Paradies: Schotter, ein paar Äste, Wurzeln und Dachziegel als Versteckmöglichkeiten und algengrünes, möglichst muckelig warmes Wasser – mit einem Wasserstand, der nicht viel höher als der einer großen Pfütze ist.

Genau so ein Biotop haben die Kreuzkröten seit diesem Frühjahr im Garten des Naturschutzzentrums Bruchhausen. Künstlich angelegt auf einer Teichfolie, aber dafür sicher gegen Austrocknung. Eine Gefahr, die der Hochdahler Kreuzkrötenpopulation in den trockenen Sommern der letzten beiden Jahre zum Verhängnis wurde. Dabei ist es ohnehin schon nicht gut um die in Deutschland streng geschützte Amphibienart bestellt: Das Zuschütten von Kleingewässern, aber auch Müll, Dünger und Umweltgifte zerstört vielerorts ihren Lebensraum.

Auf dem Gelände des ehemaligen Kalksandsteinwerks, oberhalb der Sandsteingrube, haben die Kreuzkröten normalerweise „ihr Revier“. Hier finden die erwachsenen Tiere Verstecke, Nahrung und Ruhe. Kleine Mulden und Furchen nutzen sie als Kinderstube. Mit dem Laichen warten Kreuzkröten, bis das Wasser in den Mini-Gewässern eine ideale Temperatur hat. Mitunter kann das auch schon mal erst im Sommer sein. Bleibt der Wasserstand erhalten, stellt die späte Laichablage für die heranwachsenden Kaulquappen kein Problem dar.

Quappen entwickeln sich abhängig von der Temperatur

„Die Quappen entwickeln sich abhängig von der Temperatur; ist das Wasser sehr warm, ist die Umwandlung zur Kreuzkröte bereits nach drei bis fünf Wochen abgeschlossen“, erklärt Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen. Trotz dieser rasanten Entwicklung schafften es die Kreuzkrötenkaulquappen in den vergangenen Jahren nicht schnell genug, bevor das heiße, trockene Wetter die kleinen Laichtümpel austrocknete.

„Dieses Jahr hatten wir es rechtzeitig geschafft, die Kaulquappen aus den versiegenden Wasserlöchern zu retten und dank Spenden ein entsprechendes Biotop im Naturschutzzentrum anzulegen“, berichtet Blomenkamp dankbar. Aus einem Hydranten der Stadt Erkrath darf sie dazu Wasser entnehmen, um den nötigen Wasserstand der Laichplätze dauerhaft sicherzustellen. Außer den umgesiedelten Kaulquappen fühlte sich auch schnell ein von selbst zugewanderter Grünfrosch in dem Flachwassertümpel wohl. Solange sich in dem neu angelegten Gewässer noch nicht genügend Nahrung befindet, wird der Kreuzkrötennachwuchs mit Brennnesseln gefüttert. Die sind nahrhaft und schmeckten den jungen Amphibien sichtlich gut.

Das Biotop soll künftig nicht nur dem Artenschutz dienen, sondern als Projektbereich „Kreuzkrötenleben und Geologie im Stromtal“ einen neuen Schwerpunkt der Umweltbildung des Naturschutzzentrums bilden. Das Projekt vermittelt Interessenten die Natur des Rheintals vor Jahrtausenden und zeigt, wie Kreuzkröten heute noch leben können.

Eisschollen formten damals offene Biotope für die heute bedrohte Amphibie – ganz ähnlich dem für uns auf den ersten Blick wie ein Schottergarten mit großer Pfütze anmutenden Areal im Naturschutzgarten. Eine Lehrtafel wird noch aufgestellt werden.

Mit dem neuen Biotop soll erstmals ein barrierefreies Naturerlebnis auf dem Gelände der Naturschutz- und Bildungseinrichtung möglich werden. Ein Rundweg, der mit Rollstuhl oder Kinderwagen befahrbar ist, verbindet künftig das Kleingewässer mit dem Pädagogikteich und mit weiteren geologischen Elementen wie Findlingen – sogenannte „Braunkohlenquarzite“ – aus der Sandgrube.

Mit etwas Geduld und Glück lassen sich dann am Wegesrand neben den Amphibien auch Reptilien wie Zauneidechse und Blindschleiche von den Besuchern beobachten.