Postbank-Mitarbeiter wegen Unterschlagung vor Gericht
Vor dem Wuppertaler Landgericht muss sich ein Mitarbeiter einer Erkrather Postbank-Filiale verantworten.
Erkrath. Es geht um 15 000 Euro, fehlerhafte Belege und eine Abhebung vom Sparbuch, von der man nicht weiß, ob sie jemals stattgefunden hat. Ein Mitarbeiter einer Erkrather Postbank-Filiale muss sich daher derzeit wegen Unterschlagung vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten. Er soll vor mittlerweile sechs Jahren besagte 15 000 Euro vom Sparbuch einer alten Dame abgehoben haben. Im erstinstanzlichen Urteil des Amtsgerichts wurde er freigesprochen. Seit Mittwoch wird nun am Wuppertaler Landgericht die Berufung verhandelt, die zuvor die Staatsanwaltschaft eingelegt hatte. Und der Fall ist durchaus kurios: Auf der einen Seite der Angeklagte, der damals als Aushilfskraft in der Filiale gearbeitet hat — mit Zugriff zum Geldschrank und zusammen mit einer Mitarbeiterin, mit der er mittlerweile liiert ist und ein Kind hat. Auch die Lebensgefährtin war ursprünglich wegen des gleichen Vergehens angeklagt worden. Augenscheinlich gab es nicht genug Beweise für eine erneute Aufnahme des Verfahrens. Und das, obwohl der Richter gestern die Anklagehypothese wie folgt formulierte: Der Angeklagte soll gemeinsam mit seiner damaligen Mitarbeiterin und jetzigen Lebensgefährtin Belege manipuliert und das Geld in die eigene Tasche gesteckt haben. Der wiederum bestreitet das vehement. Es sei eine alte Dame am Schalter gewesen und man habe ihr das Geld ausgezahlt.
Warum der Ausdruck im Sparbuch fehlerhaft gewesen sei, die eingetragene Personalausweisnummer nicht stimmte und dazu noch ein zuvor eingeschalteter Schriftgutachter bestätigt hatte, dass es sich bei der Unterschrift auf dem Auszahlungsformular nicht um die Signatur der alten Dame handeln könne: All das blieb auch bei der gestrigen Verhandlung im Dunkeln.
Im Zeugenstand sagte gestern auch die 92-jährige Seniorin aus, der die Postbank die 15 000 Euro mittlerweile erstattet hat. Sie konnte sich erstaunlich gut daran erinnern, am Tag der vermeintlichen Abhebung keinesfalls in der Bankfiliale gewesen zu sein. Nur einige Tage zuvor habe sie sich dort die Zinsen auszahlen lassen. Die 20 000 Euro auf dem Sparkonto seien für die Altersvorsorge gewesen, und als sie auf einem Kontoauszug festgestellt habe, dass 15 000 Euro fehlten, sei sie stutzig geworden. So ganz nebenbei bekam man auch noch beunruhigende Einblicke in die damaligen Zustände der Filiale. Der ehemalige Betreiber hatte eine zweite Filiale in Oberhausen und die Gelder von hier nach dort offenbar munter hin und her geschoben. Die Schulung der Postbank hatte er selbst zwar absolviert, nicht jedoch seine Angestellten. Deshalb sei auch nicht bekannt gewesen, dass man bei fehlerhaften Ausdrucken die Abbuchung von 15 000 Euro vom Sparbuch hätte per Hand eintragen müssen.