Stolperstein für Tomasz Brzostocivz

Das Bodendenkmal an der Sedentaler Straße 18 erinnert an den Polen, der 1940 von den Nazis in Hochdahl ermordet wurde.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Tomasz Brzostovicz wurde 1911 als eines von neun Kindern einer Landarbeiterfamilie in Polen geboren. Am 28. Juni 1941 wurde er als Kriegsgefangener ohne ordentliche Gerichtsverhandlung von den Nationalsozialisten in Hochdahl hingerichtet. Nun erinnert ein „Stolperstein“ an den Ort, wo Tomasz Brzostovicz zuletzt als Zwangsarbeiter untergebracht war, an das Schicksal des Unschuldigen und mahnt als Beispiel für die Barbarei der Nazis.

Es war eine würdevolle kleine Feier, mit der der Stolperstein auf dem Fußweg vor dem Haus Sedentaler Straße 18 in Hochdahl verlegt wurde. Bürgermeister Christoph Schultz sprach einige emotionale Worte, während die gesamte Stadtspitze aus den Beigeordneten Ulrich Schwab-Bachmann und Fabian Schmidt, Kämmerer Thorsten Schmitz und Vize-Bürgermeisterin Regina Wedding Geleit stand.

Hans-Joachim Dietz, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins, erklärte den Ursprung der Stolpersteine, die 1992 vom Berliner Künstler Gunter Demnig erfunden worden waren. Sie sollen den Opfern des Nationalsozialismus, die in Lagern als Nummern verwaltet worden waren, ihre Namen zurückgeben.

Heimatforscherin Hanna Eggerath war 2001 auf die Geschichte des Tomasz Brzostovicz gestoßen und hatte Nachforschungen angestellt. Während der Stein in den Boden eingelassen wurde, verlas sie Stationen aus seinem Leben. Tomasz Brzostovicz hatte seinen Dienst im polnischen Heer bereits abgeleistet, als das Deutsche Reich am 1. September 1939 Polen überfiel und der Zweite Weltkrieg begann. Erneut sah sich Tomasz Brzostovicz als Soldat einem unmenschlichen Feind gegenüber. Nur 19 Tage später geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. „Was machen wir mit all den Gefangenen?“ legte Hanna Eggerath den Nazis in den Mund. Sie zum Arbeitsdienst zu benutzen, sei schwierig gewesen, weil sie als „Untermenschen“ galten und nicht mit deutschen Arbeitern gleichwertig zusammenarbeiten sollten.

Im Oktober 1939 jedoch verfügte der Düsseldorfer Regierungspräsident den Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen „zunächst nur für landwirtschaftliche Zwecke“. Tomasz Brzostovicz wurde nach Hochdahl gebracht, wo er auf dem Hof Hausmanns auf dem Feld und im Stall arbeiten musste. 1940 lernte er dort die 20-jährige deutsche Dienstmagd Maria A. kennen. Sie hatten eine schüchterne Liebesaffäre, wobei nie bewiesen werden konnte, was tatsächlich geschah. Im Sommer 1940 wurden beide verhaftet und tagelang verhört. Auf sexuellen Kontakt mit einem oder einer Deutschen stand bei den Nazis die Todesstrafe für den Nicht-Deutschen. SS-Brigadeführer Karl Gutenberg beantragte am die „Sonderbehandlung“ für Brzostovicz. Mit Telegramm entschied SS-Chef Heinrich Himmler, „dass der Pole Brzostovicz in der Nähe des Tatortes zu hängen ist“.