Erziehung: „H“ heißt „Hier üben Kinder“

Kinder des Awo-Hauses für Familien haben seit Donnerstag eine eigene Bushaltestelle.

Haan. Lucie (6), Elisa (6) und Luana (5) machen es vor: An der Bordsteinkante bleiben sie stehen, schauen aufmerksam nach links, nach rechts und noch einmal nach links. Die Straße ist frei, und die drei Kindergartenkinder überqueren nacheinander die Fahrbahn. „Wir müssen auf die Autos gucken“, wissen sie.

Die drei Mädchen besuchen das Awo-Haus für Familien am Bandenfeld. In der vergangenen und in dieser Woche haben sie und zwölf weitere Kinder, die nach den Ferien in die Schule kommen, mit Bernd Klepping für den Fußgängerführerschein trainiert.

Der für Haan-Ost zuständige Bezirksbeamte der Polizei hat mit den Kindern das Überqueren der Straße geübt — mal ohne Hindernisse, mal mussten sie sich zwischen geparkten Autos bewegen oder die Fußgängerampel nutzen. Und weil sich dabei alle bewährt haben, erhielten sie gestern endlich die begehrten Ausweise — mit Fotos und offiziellem Stempel.

Weil aber Kinder vor allem durch ständiges Wiederholen und Üben lernen, hat die Kindertagesstätte unter der Leitung von Angelika Bachmann-Blumenrath gestern eine Kindergartenhaltestelle am Bandenfeld eröffnet. „In Velbert wurde 2009 die erste Kindergartenhaltestelle eingerichtet“, sagte sie: „Und in Haan sind wir jetzt die Ersten.“

Das große Schild mit dem grünen „H“ haben die Stadtwerke Solingen zur Verfügung gestellt. Sahle Wohnen hat die Erlaubnis erteilt, das Verkehrsschild auf seinem Gelände aufzustellen. Allerdings: „Dort hält kein Bus“, sagt Bachmann-Blumenrath. Vielmehr sollen Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, diese nicht bis vor die Tür der Kita begleiten, sondern an der Haltestelle rauslassen.

„Ich stelle mir das so vor, dass die Mädchen und Jungen etwa in Höhe der Haltestelle die Fahrbahn überqueren, und dann auf der Kinderseite der Straße und über die Grünfläche zum Kindergarten gehen“, sagt Klepping. Die Kleinsten sollen in Begleitung ihrer Mütter oder Väter die 200 Meter zurücklegen, die Größeren auch alleine gehen. „Das macht Spaß, und dann müssen Eure Eltern auch nicht immer mit dem Auto bis in die Einrichtung fahren“, sagte Klepping.

Die Kinderhaltestelle sei ein Angebot an die Eltern. „Die Mütter und Väter müssen natürlich selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder den Weg zur Kita üben lassen. Wir stellen ihnen nur die Möglichkeit zur Verfügung“, sagte Bachmann-Blumenrath: „Aber meistens wollen die Kinder von sich aus alleine gehen.“

Darüber hinaus will sie demonstrieren, dass sich ihre Einrichtung für die Verkehrserziehung der Kinder einsetzt. „Wir haben auch die Hoffnung, dass die Landstraße für uns sicherer wird“, sagte sie und spielte damit auf die vieldiskutierte Querungshilfe für die Landstraße an.