Landwirte im Kreis Bauern kündigen für Montag Demonstrationen an

Hilden · Deutschlandweit werden am Montag die Bauern protestieren. Auch Landwirte aus dem Kreis Mettmann werden sich Demonstrationen anschließen. Die Polizei geht davon aus, dass das Folgen für den Berufsverkehr haben dürfte.

Landwirt Daniel Wirtz bereitet sich auf die Proteste am Montag vor.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Da ist möglicherweise Geduld gefragt: Am 8. Januar wird es auch im Kreis Mettmann zu Kundgebungen der Bauern kommen. Die Polizei warnt bereits davor, dass es am Montag zu Verkehrsbehinderungen kommen kann. „Mit erheblichen Beeinträchtigungen im Berufsverkehr sowie bei den Auffahrten auf die Autobahnen ist zu rechnen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung vom Freitag.

Mehrere Konvois werden ab Montagmorgen unterwegs sein. Angekündigt wurde ein Protest in Langenfeld, an dem sich laut Anmeldung bis zu 120 Landwirte mit ihren Traktoren beteiligen wollen. In Wülfrath starten mehrere Bauern eine Tour über Erkrath nach Mettmann. Der dritte Zug setzt sich mit 40 angemeldeten Fahrzeugen ab Ratingen in Richtung Köln in Bewegung. Dort sei eine Großkundgebung geplant, berichtet der Hildener Landwirt Daniel Wirtz.

Die Kreispolizei Mettmann werde diesen Konvoi nur teilweise begleiten. Aufgrund der Distanz müsse das über die Behörden in Köln oder Düsseldorf geregelt werden, teilte ein Polizeisprecher mit. Die konkrete Route wurde am Freitag nicht genannt. Über die Autobahn darf es jedenfalls nicht in Richtung Domstadt gehen. Wohl aber mitten durch Köln, denn der Zielort ist das Eifeltor im Südosten der Stadt. Für die Überfahrt kommen eigentlich nur drei Bauwerke über den Rhein infrage, die mitten durchs Zentrum führen: die Mülheimer Brücke, die Deutzer Brücke oder die Severinsbrücke. Was den Kreis Mettmann angeht, kündigt die Polizei an, dass es zu kurzfristigen Straßensperrungen kommen kann.

Daniel Wirtz möchte sich dem Konvoi Richtung Köln anschließen, ist aber skeptisch, dass er überhaupt am Zielort ankommen wird. Auch mit einer Teilnahme an der vermutlich größten Demonstration in Berlin am 15. Januar liebäugelt er. Vom Kreis Mettmann aus würden zwei Busse in die Hauptstadt fahren, berichtet er. Die „Grüne Woche“, eine Messe der Agrarindustrie, die vom 19. bis 28. Januar stattfindet, habe dafür gesorgt, dass schon jetzt viele Hotels ausgebucht seien.

Die Ankündigung der Bundesregierung, auf die Abschaffung der Kraftfahrzeugsteuerbefreiung für die Landwirtschaft nun doch verzichten zu wollen, werde ihn nicht vom Protest abhalten, kündigt Wirtz an. Viele Bauern würden das als Versuch der Politik deuten, einen Keil in die Bewegung treiben zu wollen. Tatsächlich aber wäre eine Dieselbesteuerung eine spürbare zusätzliche Belastung gewesen. Nach Auskunft von Bernd Kneer, Sprecher der Landwirte im Kreis, hätte ein Betrieb, der jährliche Ausgaben in Höhe von 7000 Euro pro Diesel einkalkuliert, bei Wegfall der Steuerbefreiung mit 13.800 Euro rechnen müssen. Die Existenzängste der Bauern aufgrund der angekündigten Maßnahmen seien absolut nachvollziehbar, erklärte Kneer.

Der wirtschaftliche Druck auf landwirtschaftliche Betriebe habe sich in den vergangenen Jahren immer weiter erhöht, sagt Wirtz. Spekulationen um Böden spielen dabei eine Rolle. So stieg der Preis für ein Hektar Land in den alten Bundesländern nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Zeitraum 2007 bis 2017 von 4134 auf 15626 Euro und damit um 278 Prozent. Der Anteil der Bauern, der eigene Flächen bewirtschaftet, sei immer weiter zurückgegangen, berichtet Wirtz. Der Boden werde in der Regel gepachtet, im Kreis Mettmann meist für 500 bis 800 Euro, in Einzelfällen könne auch ein vierstelliger Betrag pro Jahr fällig werden.

Und auch wenn die Bauern eine sogenannte Fruchtfolge einhalten müssen und damit nicht frei in der Auswahl des Saatgutes sind, zeige sich, dass Hafer und Gerste allein schon aus wirtschaftlichen Gründen immer seltener angebaut würden. Von der reinen Landwirtschaft habe sich ihre Tätigkeit ohnehin immer mehr in Richtung Dienstleistung verlagert, berichtet Wirtz über den Alltag der Bauern. Der Anbau von Weihnachtsbäumen sei ja „eigentlich keine Landwirtschaft im echten Sinne“ mehr, berichtet der Hildener. Und auch das ist eine Folge dieser Entwicklung: Heute holen die Bauern gegen Geld Küchenabfälle bei den Krankenhäusern und Restaurants ab, diese werden aber nicht mehr an die Schweine verfüttert, sondern an eine Biogasanlage geliefert. Und ja, auch Pferdepensionen sind hier und da ein aus der Not geborenes Geschäftsfeld, das eingebrochene Einnahmen auf dem Acker kompensieren soll.