Darts-Wunderkind Luke Littler Der Vizeweltmeister kommt aus Hildens Partnerstadt

Warrington/Hilden · Luke „The Nuke“ Littler ist Darts-Vizeweltmeister. Bis auf seinen Titel ist er eigentlich ein ganz normaler Typ, der aus Hildens Partnerschaft Warrington stammt.

Luke Littler verlor das Finale der Weltmeisterschaft mit 4:7.

Foto: dpa/Zac Goodwin

Luke „The Nuke“ Littler ist Darts-Vizeweltmeister. Mit 4:7 verlor er Mittwochabend gegen seinen Landsmann Luke Humphries. Doch für Hilden ist das trotzdem aufregend, denn „die Atombombe“ Littler kommt aus Warrington, der Partnerstadt in England. In seiner Heimat wird der erst 16-jährige Littler wird als Darts-Wunderknabe gehandelt.

2019, also mit knapp zwölf Jahren, gewann er den England Youth Grand Prix sowie den Jugend-Wettbewerb der Isle of Man Open. Es folgte eine steile Karriere im ehemaligen Kneipensport. Heute steht Littler bei Elite1 Team Target unter Vertrag und hat als jüngster Spieler der Geschichte der Darts-WM das Finale erreicht.

Darts erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Inzwischen verfolgen Millionen von Deutsche Darts über den heimischen Bildschirm gespannt mit. Peter Sossong, Präsident des NRW-Dartsverbands, sagte dem WDR, dass sich die Mitgliederzahl in Dartsvereinen in NRW in den letzten sechs Jahren verdoppelt habe. Inzwischen gebe es 4000 registrierte Darts-Spieler allein in NRW.

Die Atmosphäre hat dabei etwas von Fußballstadion mit etwas mehr Alkohol – was bei einem ehemaligen Kneipensport absolut nicht verwunderlich ist. Darts im Fernsehen wirkt scheinbar entspannend auf viele Leute, die sich die Turniere nach der Arbeit anschauen – untermalt sind die Veranstaltungen mit Musik und pfiffigen Kommentaren. Darüber, ob Darts nun wirklich ein Sport ist, wird weiterhin gestritten – doch das ist bei Schach und Golf nicht anders.

Doch zurück zu Littler, denn der ist ein Phänomen – auch wenn er den Weltmeistertitel knapp verpasst hat. Er ist der aktuelle PDC Jugendweltmeister und der bisher jüngste Spieler, der je ein Match in der WDF Darts-Weltmeisterschaft gewonnen hat. Aber wie wird man der jüngste Vizeweltmeister in der Geschichte dieses Sports? Laut einem Interview in „Darts World“ flogen im Hause Littler bereits die Pfeile, als Luke gerade mal 18 Monate alt war. In einem Alter, in dem andere noch wackelig das Laufen üben, feilte er also schon an seiner Treffsicherheit.

Littler ist scheinbar ein Gewohnheitstier: Laut Eigenangaben hält sich der Darts-Star an einen alltäglichen Ernährungsplan, der aus Omelette mit Käse und Schinken zum Frühstück, Pizza zu Mittag und Döner zu Abend besteht. Auch seine Freizeit findet zur Gänze daheim statt: Wenn er gerade nicht Darts spielt, zockt er xBox. In diesen Punkten überschneiden sich seine Bedürfnisse also wohl mit denen von einigen Teenagern in Deutschland. Bis auf seinen Vizetitel ist Littler also ein ganz gewöhnlicher Kerl.

Littler lebt in Warrington, England: Die Stadt hat momentan um die 194 000 Einwohner und lebte bis in die Siebzigerjahre vor allem von der Schwerindustrie. Diese ist im Rahmen der Deindustrialisierung stark zurückgegangen und weitestgehend durch Leichtindustrie sowie Technologie- und Dienstleistungsunternehmen ersetzt worden. Einen Bekanntheitsbooster dürfte Warrington wohl durch das Lied „Zombie“ der Band The Cranberries erhalten haben: Darin besingt die Band den dreijährigen Jonathan Ball und den zwölfjährigen Timothy Parry, die am 20. März 1993 in Warrington bei einem Bombenanschlag der IRA getötet wurden.

Für Hildener ist das deshalb interessant, da Warrington neben Nové Město nad Metuji in der Tschechischen Republik eine Partnerstadt ist. Diese Partnerschaft geht auf das nach dem Zweiten Weltkrieg in der Waldkaserne stationierte britische Lancashire Regiment zurück. Die Waldkaserne hieß damals noch David‘s Barracks und die Soldaten bauten freundschaftliche Beziehungen zu vielen Hildenern sowie der Verwaltung und dem Stadtrat auf. Aus diesen freundschaftlichen Beziehungen erwuchs schließlich die erste englisch-deutsche Konferenz, die am 28. Mai 1964 unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Robert Gies abgehalten wurde.

Der Partnerschaftsvertrag zwischen Hilden und Warrington wurde dann am 22. Mai 1968 unterzeichnet. Neben dem Austausch mit der Musikschule und der Partnerschaft auf Verwaltungsebene gab es früher auch einen Jugendaustausch, der allerdings in den letzten Jahren eher schleppend läuft.

2009 bis 2011 gab es einen Kulturaustausch zwischen Hilden und Warrington und im Juli 2013 auch einen Sportaustausch. Nach Versuchen, den etwas eingeschlafenen Austausch zwischen den beiden Städten wiederzubeleben, kam Corona dazwischen.

(alwi)