Nach Zwischenfall in Solingen Giftiger Klärschlamm: In der Itter werden tote Fische angeschwemmt

Hilden/Haan/Solingen · 3000 Kubikmeter Klärschlamm sind am späten Dienstagabend aus einem Klärwerk an der Grenze zwischen Hilden, Haan und Solingen ausgetreten und in die Itter gelangt. Dort sterben nun die Fische.

Rund 30 tote Fische sind nach einem Unfall im Solinger Klärwerk hinter dem Rathaus in Hilden angespült worden.

Foto: Tobias Dupke

Rund 30 tote Fische liegen am Mittwoch hinter dem Hildener Rathaus in der Itter. Angeschwemmt nach einem Unfall in Ohligs. In Solingen waren am Dienstagabend rund 3000 Kubikmeter Klärschlamm aus einem Klärwerk ausgetreten, nachdem ein sogenannter Faulbehälter gebrochen war. „Das Material hat plötzlich versagt“, erklärt Engin Alparslan. Der Direktor des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW) berichtet von vollgelaufenen Kellern, „auch im Betriebsgebäude stand einen Meter hoch der Schlamm.“ Der BRW betreibt das Klärwerk an der Solinger Grenzstraße. Es liegt direkt an der Stadtgrenze zu Hilden und Haan.

Direkt neben dem Klärwerk läuft der Losbach entlang. „Wir haben alles gemacht, was möglich war. Der Klärschlamm ist aber leider auch in den Bach gelaufen“, sagt Alparslan. Von dort aus seien die Giftstoffe auch in die Itter gelangt. BRW, Kreis Mettmann und die Anrainer-Städte waren am Mittwoch im Einsatz, um die toten Fische einzusammeln – damit nicht auch noch andere Tiere die Giftstoffe aufnehmen.

Die Verdünnung ist hoch, da die Bäche derzeit viel Wasser führen

„Unsere Wasserbehörde ist unterwegs“, erklärt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Die Mitarbeiter nehmen die Itter in Augenschein, helfen bei der Beseitigung der toten Fische. Wenn sie auf Rückstände des Klärschlamms treffen, informieren sie den BRW, damit die Giftstoffe entsorgt werden können. „Die Bäche führen momentan jedoch so viel Wasser, dass der Verdünnungsfaktor recht hoch ist und wahrscheinlich nur wenige Rückstände zurückbleiben.“

In Solingen laufen die Arbeiten auf dem Klärwerk-Gelände weiterhin auf Hochtouren. Der Klärschlamm wird laut Engin Alparslan abgepumpt und dann dem Klärwerk erneut zugeführt. Auf diese Weise wird das Wasser gereinigt. Jedoch steht dem BRW nur noch einer von ursprünglich zwei Faulbehältern zur Verfügung. „Wir müssen schauen, wie wir unsere Prozesse anpassen.“

Die Itter ist immer wieder mal von Verunreinigungen betroffen. Im vergangenen Jahr haben Hildener Stadt, Kreis und BRW gleich mehrfach auf Trübungen des Wassers aufmerksam gemacht. „Das Wasser der Itter ist nicht besonders sauber, der Bach in keinem guten ökologischen Zustand“, sagt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Sie bestätigt, dass Bürger immer wieder auf Verunreinigungen hinweisen. „Wir versuchen dann, die Herkunft zu ermitteln“, erklärt sie. Jedoch sei dies nicht immer möglich. „Die Trübungen sind zum großen Teil schnell wieder vorbei.“

Ende August hatte sich beispielsweise ein Hildener an Stadt und BRW gewandt, weil er eine milchig-graue Verschmutzung der Itter am Fritz-Gressard-Platz festgestellt hatte – eine Prüfung des BRW blieb jedoch ohne Erfolg. Stadt und BRW vereinbarten daraufhin, die Itter in diesem Bereich stärker zu kontrollieren. Im Zuge dieser Überwachungsmaßnahmen sei Anfang November eine Verunreinigung der Itter festgestellt und an das Umweltamt des Kreises Mettmann gemeldet worden. Der Kreis habe damals auch tatsächlich einen Verursacher ermitteln können: „Bei einer Baumaßnahme war Wasser aus der Baugrube in die Itter gelangt“, erklärt Kreissprecherin Hitzemann. Die Ursache sei sofort abgestellt worden. „Es handelte sich um keine gefährlichen Stoffe, für Tiere oder Pflanzen bestand keine Gefahr“, erklärt Hitzemann.

Das ist im aktuellen Fall anders. Die Stadt Solingen hat als zuständige Wasserbehörde Proben genommen. Laut Stadtsprecherin Sabine Rische soll auf diese Art und Weise ermittelt werden, „welche Stoffe mit dem Klärschlamm ausgetreten sind. Ergebnisse der Analyse werden in wenigen Tagen erwartet“, erklärt Sabine Rische. Und sie bittet alle Tierhalter um Obacht: „Vorsichtshalber sollten Hundebesitzer ihre Hunde zunächst vom Gewässer fernhalten.“