Karneval 2024 in Hilden So bunt war der Rosenmontagszug
Hilden · Pünktlich um 14.11 Uhr gab Zugleiter Michael Kewersun das Startzeichen: Rund 50 Fußgruppen und Mottowagen schlängelten sich vorbei an Tausenden Zuschauern durch die Innenstadt.
Es war laut, es war bunt – und am Anfang auch ein wenig nass: Hilden und seine mehrere Tausend Besucher erlebten einen stimmungsvollen Rosenmontagszug. Dabei brauchte es ein bisschen, bis die Jecken auf Touren kamen. Am Vormittag war in der Innenstadt noch wenig von karnevalistischem Frohsinn zu spüren. Lag es am Wetter? Der Himmel zeigte sich grau. Tatsächlich aber klärte es sich im Laufe des Tages auf, sodass pünktlich zum Zug, der um 14.11 Uhr am Lindenplatz startete, die Menschen in Massen am Wegesrand auf die Kamelle warteten. Lediglich zu Beginn ließ der Himmel ein paar Tropfen fallen, dann aber wurde er zunehmend blau.
Prinzessin Manuela I. und Prinz Aljoscha I. grüßten von ihrem Prinzenwagen aus jede Fußgruppe und jeden Karnevalswagen. 49 Gruppen hatten sich insgesamt angemeldet. Mit im Zug fuhren auch das Kinderprinzenpaar Patrizia I und Marcel I. sowie das Inklusionspaar Johanna I. und Luca I. Erst ganz am Ende reihten sich Manuela und Aljoscha ein und erlebten den Höhepunkt ihrer Session in einem bunten Meer verkleideter Menschen.
Sträflingskleidung lag bei Kostümen im Trend
Was ins Auge fiel: Sträflingsuniformen scheinen im Trend zu liegen, entweder schwarz-weiß gestreift oder in Orange. Selten hat der Hildener Rosenmontagszug mehr „Kriminelle“ gesehen als in diesem Jahr. Noch auf freiem Fuß trotz mutmaßlich einiger Schandtaten auf ihrem Kerbholz waren viele Panzerknacker, Piraten und Wikinger. Auch in Sachen Frisur wurden in Hilden neue (oder doch alte?) Trends gesetzt: Nicht wenige waren als langhaarige Hippies verkleidet oder aber im Stile der Achtziger mit Vokuhila und Jogginganzug – obgleich: Waren das wirklich Kostümierungen oder ist es nicht schon wieder Mode? Häufig gesichtet wurden vor allem unter den kleineren Karnevalisten Löwen und Prinzessinnen.
Wer die Mottowagen von Jacques Tilly in Düsseldorf kennt, weiß, wie politisch ein Rosenmontagszug gestaltet werden kann. Davon kann bei den Wagen, die durch Hilden zogen, eher nicht die Rede sein, tatsächlich aber gab es auch hier dezente politische Botschaften zu sehen. Zum Beispiel den Hinweis, dass es ohne regionale Landwirtschaft den Rosenmontagszug in Hilden nicht geben würde. Der Grund: Viele Wagen wurden von den Traktoren der Bauern durch die Stadt gezogen.
Im Januar war der Protest der Bauern lautstark, am Rosenmontag sorgten die Karnevalisten für Dezibel: Vor allem im Bereich der Sparkasse wurde es laut – und voll. Von hier bis rüber zum Bürgerhaus gab es den ein oder anderen Stand. Und oben auf dem Balkon warfen Bürgermeister Claus Pommer und sein Stellvertreter Norbert Schreier gemeinsam mit „Uralt“-Bürgermeister Günter Scheib und anderen Rathauspfeifen die Kamelle, der letzte Eimer war aber schon leer, als der erste Wagen hinter Zugführer Michael Kewersun das Bürgerhaus erreichte.
Gegen 16 Uhr erreichte der erste Wagen das Ende der Mittelstraße, knapp 45 Minuten später überquerte der Festwagen des Prinzenpaares den Fritz-Gressard-Platz. Danach folgten die Fahrzeuge der Straßenreinigung, die für eine saubere Innenstadt sorgten. Zugleiter Michael Kewersun war mit dem Rosenmontagszug zufrieden: „Alles ist gut gegangen“, sagte er, nachdem ihn der letzte Wagen passiert hatte. Am Fritz-Gressard-Platz bedankte sich auch der Präsident des Carnevals Comitees Hilden (CCH), Stefan Schlebusch, bei allen Teilnehmern des Umzug via Mikrofon. Beim Kinderprinzenpaar Marcel I. und Patrizia I. schickte er dem dreifachen „Itter, Itter – Helau“ noch ein schnelles „Hab‘ Euch lieb“ hinterher. Patrizia ist seine Tochter.
Polizei schätzt die Besucherzahl auf rund 18 000
Die Polizei zieht eine positive erste Bilanz: „Es waren rund 18 000 Besucher in Hilden – und es gab nur eine Ingewahrsamnahme “, erklärte Behördensprecher Daniel Uebber am frühen Abend. Ein Randalierer habe den Platzverweis ignoriert und wurde abgeführt. Ein weiteres Mal musste die Polizei einschreiten und einen Platzverweis aussprechen, weil ein Jeck in einen Vorgarten uriniert hatte, so Uebber. Sonst sei es aber ruhig geblieben.
Nach dem Zug begann dann die Open-Air-Party auf dem alten Markt. Dort gab es Musik und Verpflegung durch einige Stände. Die Karnevalisten feierten weiter bis weit in die Abendstunden, sogar bei trockenem Wetter.