Straßennamen in Haan Legendenschilder liefern mehr Infos

Haan · Intensiv diskutierten die politischen Gremien vor gut einem Jahr über belastete Straßennamen. Dabei zeigte sich, dass es oft an Informationen mangelt. Jetzt erhalten die Namensschilder von fünf Straßen in Haan erläuternde Legenden.

 Boban Kristic vom Haaner Bauhof montiert das Legenden-Schild an der Ecke Alsenstraße.

Boban Kristic vom Haaner Bauhof montiert das Legenden-Schild an der Ecke Alsenstraße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wie verfahren mit sogenannten belasteten Straßennamen? Seit 2019 diskutiert Haan diese Frage, Gutachten wurden in Auftrag gegeben, und im Dezember 2020 erging ein Ratsbeschluss, der auf eine Initiative der SPD-Ratsfraktion basierte, Straßen mit Bezug zu historischen Schlachten mit zusätzlichen Legendenschildern zu versehen. So stieg Boban Krstic, Mitarbeiter des Haaner Betriebshofes, am Montag auf eine Leiter und schob an der Alsenstraße, Ecke Goethestraße, das erste Legendenschild in die Nut des Schilds mit dem Straßennamen. Aus dem Text erfahren Passantin und Passant, dass die Straße nach der dänischen Insel Alsen, gelegen in dem Festland vorgelagerten Alsensund, benannt ist. Mit der Landung preußischer Truppen am 29. Juni 1864 auf der Insel wurde die Niederlage der Dänen im deutsch-dänischen Krieg besiegelt. Während des Krieges 1864 wurden rund 3500 Soldaten getötet, verwundet oder gefangen genommen.

QR-Code bietet ausführlichere historische Informationen

Als Premiere scannte Christine-Petra Schacht, Technische Beigeordnete der Stadt, den zusätzlich angebrachten QR-Code. Obgleich dieser in rund 2,50 Meter Höhe angebracht ist, gab es mit dem Einlesen keine Probleme. „Der QR-Code enthält einen Link auf die Website der Stadt Haan und bietet dort ausführlichere historische Informationen“, so Schacht. Die Idee mit dem QR-Code ist von Schülerinnen und Schülern in einem Projektkurs Geschichte der 11. Jahrgangsstufe am Gymnasium Haan entwickelt worden und stieß im Stadtrat auf eine durchweg positive Resonanz.

Auf der Liste der als belastet eingeschätzten Straßennamen finden sich mit der Sedan-, Düppel- und Königgrätzer Straße noch drei weitere Straßen, deren Straßenschilder in den nächsten Tagen mit zusätzlichen Legendenschildern versehen werden.

Was die Moltkestraße anbetrifft, so hat man sich bei der Stadt mit einem Trick beholfen. So wurde die Straße ursprünglich nach Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke, der wesentlichen Anteil am Erfolg Preußens im Rahmen der Deutschen Einigungskriege hatte, benannt. Auf Initiative der GAL wurde sie umgewidmet und erinnert nun an Helmuth James Graf von Moltke, NS-Widerstandskämpfer in der Gruppe Kreisauer Kreis, der am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet wurde.

Die Legendentexte sowie die Informationen auf der Website sind unter der Regie von Birgit Markley, Leiterin des Stadtarchivs, erstellt worden. „Lediglich was den Text zur Sedanstraße anbetrifft, da konnten wir auf ein bereits qualifiziertes Gutachten der Stadt Düsseldorf zur dortigen Sedanstraße zurückgreifen, schließlich muss man nicht jedes Mal das Rad neu erfinden“, erklärt Markley, die ansonsten dem Trend zu Umbenennungen – die Rede ist in Haan von Emil Nolde, Agnes Miegel bis hin zu Robert Koch und sogar Martin Luther – eher skeptisch gegenübersteht und lieber über Legendenschilder über die Ambivalenz mancher historischen Persönlichkeit informieren will. Die jetzt montierten Legendenschilder sind nicht die ersten in Haan. Schon seit 2010 erläutern im Stadtteil Gruiten Zusatzschilder an zwei verdiente Geistliche – Pastor Rudolf Vömel und Prälat Bernhard Marschall. Auch im Baugebiet Hasenhaus gibt es Zusatzinfos zu den Namensgebern August Tewes und Karl Niepenberg.