Magnesita gibt Standort Hilden auf

Das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitern will den Itterpark Ende August 2018 verlassen.

Foto: Schmidt

Hilden. Die Magnesita Refractories GmbH will Ende August 2018 den Standort Hilden aufgeben. Rund 100 Mitarbeiter sind betroffen. 2008 hatte der brasilianische Konzern Magnesita Refractories das deutsche Unternehmen LWB Refractories mit Sitz in Hilden für 657 Millionen Euro von Rhone Capital übernommen. Dadurch entstand das gemessen am Umsatz drittgrößte Feuerfest-Unternehmen weltweit mit rund 8000 Mitarbeitern.

LWB Refractories (Deutschland) in Hilden wiederum entstand 2001 aus dem Zusammenschluss dreier führender Feuerfest-Hersteller mit jeweils hundertjähriger Tradition. 2017 fusionierten die beiden führenden Konkurrenten RHI und Magnesita zur RHI Magnesita. Der Weltmarktführer beschäftigt rund 14 000 Mitarbeiter weltweit an 35 Hauptproduktions- und Rohstoffstandorten. Mit 2,9 Millionen Tonnen Feuerfestmaterialien jährlich erzielt er einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Die Feuerfestmaterialien ermöglichen die Hochtemperaturproduktion von Stahl, Zement und Glas und vieler weiterer für das tägliche Leben unverzichtbarer Materialien. Die Aktien werden an der Londoner Börse notiert.

Im Hildener Itterpark (gegenüber dem Krankenhaus) hat Magnesita Refractories mehrere Etagen angemietet. Der Vertrag endet am 31. August 2018 und wurde nicht verlängert. Das hat sich inzwischen auch unter den rund 100 Mitarbeitern herumgesprochen. Viele sind besorgt, die Unruhe ist groß. Ein Teil von ihnen soll Angebote bekommen haben, an den Magnesita-Standort Hagen oder an den RHI-Standort Urmitz bei Koblenz zu wechseln. Das ist für Mitarbeiter, die hier in der Region wohnen, aber offenbar wenig attraktiv. Hagen ist 50 Kilometer entfernt, Urmitz bei Koblenz etwa 150 Kilometer. Einige Führungskräfte sollen das Unternehmen bereits verlassen haben. Der Betriebsrat versucht, einen Sozialplan und Interessenausgleich auszuhandeln. Die Geschäftslage soll ganz gut sein. Unserer Zeitung ist es bislang nicht gelungen, mit der Geschäftsleitung zu sprechen.

„Die Entscheidung, den Standort Hilden aufzugeben, ist in Österreich gefallen“, glaubt der städtische Wirtschaftsförderer Christian Schwenger. Sitz des fusionierten Unternehmens ist Wien. Der Zusammenschluss von RHI und Magnesita werde 1500 Jobs kosten, die meisten in Brasilien, sagte dieser Tage Vorstandschef Stefan Borgas der österreichischen Zeitung „der Standard“.

Christian Schwenger, Wirtschaftsförderung Hilden

Er begründete das mit jetzt überflüssigen Doppelstrukturen, insbesondere im Vertrieb. Der Hildener Wirtschaftsförderer glaubt, dass andere Unternehmen die Lücke, die Magnesita im Itterpark hinterlässt, bald schließen werden. Hitachi Touls, führender Hersteller von Vollhartmetal und Wendeschneidplatten-Werkzeugen speziell für den Werkzeug- und Formenbau, habe den Mietvertrag im Itterpark verlängert und wolle sich dort vergrößern. Die Midoco GmbH entwickelt Systeme und Plattformen für die Touristikbranche. Sie sei von der Otto-Hahn-Straße in den Itterpark umgezogen und wolle sich dort vergrößern. Das Unternehmen beschäftige mehr als 70 Mitarbeiter. Die Firma CA Digital sei von Mettmann nach Hilden übergesiedelt. Sie stellt Produkte für die digitale Kiefernorthopädie her — und das offenbar sehr erfolgreich. Die Zahl der Mitarbeiter haben sich in den vergangenen zwölf Monaten von 20 auf rund 50 mehr als verdoppelt. „Im Itterpark sind alle Hallen und etwa 80 Prozent der Büroflächen belegt“, blickt Wirtschaftsförderer Christian Schwenger optimistisch in die Zukunft — trotz des Weggangs von Magnesita.