Polizei schockt mit einfachen Fakten
Mit der Kampagne „Schütz Dich!“ will die Kreispolizeibehörde Schülern klar machen, wie Autos für Fußgänger zur Gefahr werden.
Haan. Wie lang ist der Bremsweg für ein Auto, das mit Tempo 60 unterwegs ist? Und wie viele Meter fährt ein Wagen noch weiter, ehe der Fahrer auf ein Hindernis reagieren kann? Die Schüler der Klasse 9a des Haaner Gymnasiums grübeln. Gibt es da nicht zwei Formeln zur Berechnung von Reaktions- und Bremsweg?
Lukas versucht sein Glück. Der 15-Jährige hat vor kurzem seinen Mofa-Führerschein gemacht. Das Wissen sitzt noch. Mit Kreide schreibt Udo Loppow, Verkehrssicherheitsberater für Haan, die Formeln vor sich auf den Straßenasphalt. Nach ihnen berechnen die Schüler den Anhalteweg bei verschieden hohem Tempo. Erstes Aha-Erlebnis: Verdoppelt sich die Geschwindigkeit eines Autos von 30 auf 60, vervierfacht sich dessen Bremsweg. Viele Schüler machen erstaunte Gesichter.
„Schütz Dich!“ — die Polizei setzte ihre Kampagne, die Anfang September in Hilden startete, gestern mit einem Aktionstag in Haan fort. Die Kreuzung Ellscheider Straße/Adlerstraße ist für viele Gymnasiasten der Schulweg. „Das ist hier eine anspruchsvolle Straßensituation“, sagte Landrat Thomas Hendele, der die Arbeit der Polizisten vor Ort ebenso wie Bürgermeisterin Bettina Warnecke begleitete. Dazu Warnecke: „Ich weiß, wie gefährlich das hier ist.“
Umso wichtiger, dass Jugendliche und junge Erwachsene über die Folgen ihres Verhaltens aufgeklärt werden. Wer am Steuer nebenher auch noch das Handy bedient, der ist „im Blindflug unterwegs“, betonte Loppow und wartete mit einer weiteren beeindruckenden Zahl auf: „Bei einem Aufprall von nur 40 Stundenkilometern auf ein Auto hat ein Fußgänger eine Überlebenschance von 50 Prozent.“
Womöglich haben Kampagnen der Polizei ja schon gefruchtet. Nach Angaben von Peter Nieth, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei Mettmann, ist die Zahl der meldepflichtigen Verkehrsunfälle von Januar bis Oktober dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 294 auf 277 gesunken.
Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der schwer Verletzten von 23 auf 18 und die der leicht Verletzten von 94 auf 78. Die Zahl der schwer verletzten Kinder sank von drei auf eines, die der leicht Verletzten stieg hingegen von acht auf elf, hier ist noch Handlungsbedarf.
Die Zahl der schwer verletzten Senioren stieg leicht von zwei auf vier, wohingegen die der leicht Verletzten von zwölf auf sechs sank. Für die ersten zehn Monate kann also von einer Entspannung der Situation gesprochen werden.
Und die Ausführungen von Udo Loppow haben gefruchtet. Nach einer knappen Stunde kehren die Schüler mit ihren Lehrern an das Gymnasium zurück. „Das war interessant, weil man das sonst so nicht sieht“, sagt die 14-jährige Jil. „Und es war erschreckend.“