Stadt setzt auf Familien

Hilden tut viel für junge Bürger. Ein Fünftel aller Hildener hat Nachwuchs. Ganz neu ist das Netzwerk „Pro.Te.Kt“ gegen Kinderarmut.

Hilden. Hilden — die familienfreundliche Stadt: „Wir haben eine klare strategische Ausrichtung“, sagte Beigeordneter Reinhard Gatzke am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss im Bürgerhaus — und verwies damit auf den Geschäftsbericht 2011 des Amtes für Jugend, Schule und Sport. Auf mehr als 80 Seiten ist dort unter dem Motto „Kein Kind, kein Jugendlicher, keine Familie darf verloren gehen“ detailliert aufgelistet, was die Stadt im Vorjahr für den Nachwuchs und die Familien geleistet hat.

„Ein Fünftel aller Privathaushalte in Hilden hat Kinder“, betonte Gatzke den Stellenwert, sich für Familien einzusetzen. „Ein Drittel sogar deren zwei.“ Demnach sei die Familienfreundlichkeit ein „enormer Standortfaktor“. Den dürfe man nicht unterschätzen.

Allerdings, so der Beigeordnete weiter, müsse der Wohnraum auch bezahlbar bleiben. „Wenn wir weitere Zuzüge von Familien voraussetzen, muss das auch leistbar sein“, appellierte er in Richtung der Kommunalpolitiker im Ausschuss. Als „Meilenstein“ bezeichnete Reinhard Gatzke die Einrichtung des Familienbüros, das innerhalb kürzester Zeit einen ganz besonderen Stellenwert in der Stadt bekommen habe.

Ganz neu in Hilden: das Netzwerk „Pro.Te.Kt gegen Kinderarmut“. Seit August vergangenen Jahres nimmt Hilden an dem vom Landschaftsverband Rheinland auf drei Jahre geförderten Projekt teil — und zwar als eine von zehn geförderten Kommunen in der Region. Ziel ist es, über eine Netzwerkkordination ein präventiv arbeitendes Netzwerk zu installieren.

Wie wichtig diese Einrichtung ist, sagt allein der Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland des Kinderhilfswerks UNICEF. Bereits 2008 hieß es darin, dass jedes sechste Kind von Armut betroffen sei. Der Bericht spricht neben der ökonomischen Armut auch von Bildungsarmut, schlechten Chancen bei der Erlangung eines Schulabschlusses und von einem erhöhten Krankheitsrisiko.

Damit dem Problem in Hilden vorgebeugt werden kann, gibt es beispielsweise vierteljährliche Expertenrunden mit kommunalen Institutionen, Kita-Leitungen, Leitern von Grund- und weiterführenden Schulen, freien Trägern und anderen Multiplikatoren.

„Dabei werden interdisziplinär aktuelle Ergebnisse diskutiert, methodische und praktische Ansätze besprochen, weiterführende Ideen und Lösungen vorgestellt, um so ein wirksam arbeitendes, tragfähiges und beständiges Netzwerk zur Teilhabesicherung benachteiligter Kinder zu installieren“, sagt Bürgermeister Horst Thiele. Außerdem gebe es Fachtagungen, Vorträge und Präsentationen.

Die Komplexität sozialer Wirklichkeit mache es schwierig, die soziale Situation von durch Armut bedrohte Kinder und Familien darzustellen. Thiele: „Die objektive Beantwortung der Frage, welches Kind arm ist, ist fast nicht zu beantworten — es müssen immer Werteentscheidungen getroffen werden. Die Basis ist das Wohlstandsniveau der Hildener Gesellschaft.“