Auszeichnung fürs Lebenswerk
Alexandra Schneider bekam für ihre Arbeit mit sexuell missbrauchten Kindern die Bundesverdienstmedaille.
Langenfeld. 1990 fasste Alexandra Schneider (53), verheiratet und Mutter zweier inzwischen erwachsener Kinder, den Entschluss, sich für sexuell missbrauchte Kinder einzusetzen.
Sie sprach ihr bekannte Frauen an, lud zu Informationsabenden und Workshops ein, in denen sie für die Gründung einer Beratungs- und Informationsstelle gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen in Langenfeld warb. Ein Jahr später wurde der Vereins „Sag’s“ gegründet, der längst über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.
Am Dienstag wurde die Gründerin des Vereins für ihr langjähriges soziales Engagement von Michael Ruppert, stellvertretender Landrat des Kreises, mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik ausgezeichnet. „Ich betrachte diese Auszeichnung als Anerkennung dafür, was der gesamte Verein in den letzten 20 Jahren geleistet hat“, sagte die bescheidene, zurückhaltende Frau.
2000 nahm sie den WDR-Kinderrechtepreis entgegen, 2010 verlieh ihr die Stadt die Ehrenmedaille. „Es hat die Richtige getroffen“, sagte Bürgermeister Frank Schneider, der ebenso wie ein Dutzend Mitstreiterinnen gratulierte.
Alexandra Schneider ist von Beginn an ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins. Acht Wochenstunden übt sie eine bezahlte Tätigkeit im Bereich Beratung und Prävention aus. Darüber hinaus arbeitet sie — im Umfang einer Vollzeitbeschäftigung — ehrenamtlich im Verein.
Seit 2001 unterhält „Sag’s“ mehrere Räume an der Düsseldorfer Straße. Einige sind gemütlich eingerichtet mit Kissen und Decken auf dem Fußboden, um eine Atmosphäre zu schaffen, die bei betroffenen Kindern Vertrauen auslöst und sie bewegt, sich einer der sieben hauptamtlichen Psychologinnen oder Sozialpädagoginnen zu öffnen.
Darüber hinaus widmen sich zahlreiche Mitglieder den ehrenamtlichen Aufgaben, die die präventive Arbeit des Vereins betreffen, zum Beispiel das Eltern-Kind-Projekt, Termine mit Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises Familienzentren oder Projekte mit Schülern der weiterführenden Schulen.
Die Beratungsstelle bemüht sich, dass keine langen Wartezeiten entstehen und für Erstgespräche kurzfristig Termine vereinbart werden. Es sind meist Bezugspersonen von betroffenen Kindern und Jugendlichen, die sich an „Sag’s“ wenden. Manche Jugendlichen schaffen es jedoch auch, sich allein zu melden. Große Sorge bereitet der Vorsitzenden jedoch die Tatsache, dass weniger gespendet wird.
Doch das Geld braucht der Verein für seine Arbeit. „Wir haben im letzten Jahr 32.000 Euro Verlust gemacht, die Finanzlage ist kritisch.“ In der Spendenwerbung sieht Alexandra Schneider derzeit ihre dringendste Aufgabe. „Der Verein hat eine so wichtige, soziale Funktion. Er darf nicht kaputt gehen.“