Hilden: Ein Job ist Thiele genug

Erkenntnis: Der Bürgermeister Hildens ist gleichzeitig auch Baudezernent. Doch das Experiment scheint gescheitert.

Hilden. Seit den Kommunalwahlen im vergangenen Herbst ist Horst Thiele (SPD) Hildens Bürgermeister. Am 21. Oktober 2009, nach 15 Jahren, beendete er damit die Ära Günter Scheib.

Was aber viele Bürger gar nicht wissen: Horst Thiele ist nicht nur Bürgermeister, sondern zudem Technischer Beigeordneter. "Ich habe zwei Jobs", sagt der 57-Jährige. "Einerseits bin ich Bürgermeister, andererseits auch für alle Baufragen zuständig." Denn bevor Thiele im Chefsessel Platz nahm, war er der Baudezernent der Stadt. Er kümmerte sich also um alles, was in Hilden mit dem Thema "Bauen" zu tun hatte - und macht das bis heute.

Der Stadtrat hatte am 31. Oktober 2009 entschieden, diese dritte Beigeordnetenstelle aus Kostengründen zunächst nicht neu zu besetzen. Stattdessen sollte Thiele dieses Amt versuchsweise gleichzeitig übernehmen. Ein Experiment, das sich nicht bewährt hat, wie sich mittlerweile herausstellt. "Beide Ämter stemmen - das geht auf Dauer nicht", sagt Horst Thiele.

"Es gibt ständig Terminkonflikte - zumal das Baudezernat das größte aller Dezernate ist. Dabei fordert allein das Amt des Bürgermeisters meinen hundertprozentigen Einsatz. Außerdem kollidieren nicht nur die Termine - auch die beiden Ämter sind kaum vereinbar." Als Krönung fiel auch noch Kämmerer Heinrich Klausgrete und dessen Finanzressort in Thieles Verantwortungsbereich.

"Aber das Ganze war ja nur ein Versuch", sagt der 57-Jährige. "Von daher ist die Feststellung, dass es nicht funktioniert, kein Beinbruch." So hatte der Stadtrat bereits im Oktober beschlossen, in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause 2010 über eine Wiederbesetzung der Beigeordnetenstelle zu entscheiden. Diese Sitzung fand gestern Abend statt, eine Entscheidung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Der vom 1. Beigeordneten Norbert Danscheidt unterzeichnete Beschlussvorschlag spricht sich klar für eine Wiederbesetzung aus. Sollten sich die Fraktionen dem angeschlossen haben, wird nach der Sommerpause aus einem Bewerberkreis ein neue Technischer Beigeordneter gewählt. Dessen Amtszeit ist auf acht Jahre befristet, jedoch kann sie verlängert werden.

So sind Danscheidt (CDU) und sein Beigeordneten-Kollege Reinhard Gatzke (parteilos) bereits seit zehn beziehungsweise zwölf Jahren im Amt. In Frage käme auch ein "Laufbahn-Dezernent". Er wird jedoch nicht von der Politik gewählt, sondern rekrutiert sich aus dem Beamtenstab innerhalb des Rathauses. Dieser ist zwar geringfügig billiger als ein nach B 2 bezahlter, gewählter Beigeordneter, würde diesen Posten aber bis zur Rente ausfüllen - und wäre nicht abwählbar.

Sollte sich keine Mehrheit für eine Neubesetzung gefunden haben, werden die Dezernenten ihre Ressorts neu sortieren und eine andere Lösung suchen.