Hilden: Evangelische Gottesdienste auf Russisch?
Kirchengemeinde verhandelt mit Interessenten über den Verkauf des alten Gotteshauses am Clarenbachweg.
Hilden. Zwei Großbaustellen hat die Evangelische Kirchengemeinde derzeit vor der Brust: das Gemeindehaus an der Schulstraße und die im Januar entwidmete Jesus-Christus-Kirche am Clarenbachweg. Nachdem der Haupt- und Finanzausschuss sich - wie berichtet - nicht mit dem Gedanken einer Anmietung des Gemeindehauses durch die Stadt anfreunden konnte, ist dessen Zukunft weiter ungewiss.
Beim Verkauf der Kirche im Hildener Osten sieht es etwas besser aus: "Es gibt sehr ernsthafte Interessenten", bestätigt Pfarrerin Annette Güldner entsprechende WZ-Informationen, dass sich potenzielle Käufer gemeldet haben. Auskünfte dazu will die Vorsitzende des Presbyteriums "erst nach dem Notartermin" geben.
Aus gut unterrichteten Kreisen verlautete aber, dass ein Investor die leer stehende Kirche als Bürogebäude nutzen möchte. Ein zweiter Interessent ist eine russische, evangelische Gemeinde, die das Gebäude ebenfalls ohne größere Umbauten nutzen möchte. Die Verhandlungen sind so weit fortgeschritten, dass der Verkauf noch in diesem Jahr über die Bühne gehen könnte.
Sorge um seinen derzeitigen Wohnsitz braucht sich Pfarrer Traugott Vitz deswegen aber nicht zu machen - bei beiden Interessenten. Seine Dienstwohnung neben der Kirche bleibt ihm bis zur Pensionierung in sieben Jahren erhalten. Damit wird er weiter den Gemeindegliedern als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung stehen.
Ansonsten haben sich die Gemeindeglieder aus dem Osten "inzwischen gut im Gemeindezentrum der Reformationskirche eingelebt", so Pfarrerin Güldner. "auch wenn manche die Trauer um den Verlust der eigenen Kirche noch nicht ganz bewältigt haben."
Einige, insbesondere ältere Gemeindeglieder, hätten sich sogar enttäuscht aus dem Gemeindeleben zurückgezogen. Gleichwohl sei die Zahl der Besucher im extra eingerichteten Gottesdienst um 9.30 Uhr in der Reformationskirche konstant geblieben.
Etwas erleichtert wurde der Gemeinde der Umzug in die Stadtmitte durch die Anbringung des Außenkreuzes der geräumten Kirche im Innenhof des Gemeindeamtes. Eine neue Heimat hat auch die Kreienbrink-Orgel gefunden. Sie wurde inzwischen in der Pfarrkirche Dreiheiligen in Bozen aufgebaut und eingeweiht. "Wir waren zur Einweihung eingeladen", sagt die Vorsitzende des Presbyteriums, "aber die Einladung kam leider zu kurzfristig."
Noch keine Lösung wurde für die in der ausgemusterten Kirche verbliebenen Prinzipalstücke (Altar, Taufbecken und Innenkreuz) gefunden. Sollte bis zum Verkauf der entwidmeten Kirche kein neuer Besitzer gefunden sein, "werden wir die Gegenstände irgendwo zwischenlagern", so Pfarrerin Güldner.
Dieses Problem stellt sich für die sechs Fensterbilder der Jesus-Christus-Kirche nicht: Vier wurden im Gemeindezentrum aufgehängt, eins als Dauerleihgabe vergeben, und eins kommt in das künftige Seniorenbüro, das vom Gemeindehaus in das Gemeindezentrum der Friedenskirche umzieht.
Den angestammten Sitz im Gemeindehaus muss auch die Evangelische Erwachsenenbildung (EEB) aufgeben. Obwohl die künftige Nutzung des Gebäudes noch in den Sternen steht, wird die EEB ihr Büro bereits in den Sommerferien räumen. Untergebracht wird es dann am Martin-Luther-Weg 1c über dem Matthias-Claudius-Haus - aber nur montags und dienstags.
Mittwochs sind die EEB-Mitarbeiter im Gemeindezentrum der Reformationskirche und donnerstags im Gemeindezentrum der Friedenskirche zu erreichen. Nachfragen per Telefon sind leichter zu merken, denn die Rufnummer bleibt immer gleich: 53 94 8.