Hilden: Wachsame Augen in der Stadt

Die Diskussion über die Videoüberwachung von Teilen der Innenstadt hat neue Nahrung bekommen.

<strong>Hilden. Der brutale Überfall auf einen Rentner in der Münchener U-Bahn hat einer Diskussion neue Nahrung gegeben, die auch in Hilden seit Jahren geführt wird. Ist eine Videoüberwachung in besonders gefährdeten Bereichen sinnvoll? Ohne die Aufzeichnungen aus der U-Bahn hätte die Polizei die beiden Täter vermutlich nicht so schnell ermitteln können. Vereinzelt befürworten Hildener Einzelhändler die Überwachung bestimmter Innenstadt-Bereiche. Das hat bereits im Vorjahr eine Umfrage des CDU-Arbeitskreises Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit ergeben. Vor allem der Fritz-Gressard-Platz wurde dabei genannt, so Lothar Kaltenborn, Leiter des Arbeitskreises.

Das geltende Recht verbietet die Aufzeichnung der Bilder

Die dort von einigen Geschäftsleuten geforderte Videoüberwachung ist nach dem geltenden Recht nicht erlaubt. Kameras dürften zwar angebracht, die Aufnahmen aber nicht aufgezeichnet und gespeichert werden. Das ist auf öffentlichen Plätzen und Wegen nur erlaubt, wenn der Bereich als Kriminalitätsschwerpunkt bekannt ist. Das ist der Fritz-Gressard-Platz nicht, sagt die Polizei. Das gelte für die gesamte Innenstadt. Auch wenn die Opfer von Handtaschendiebstählen in dieser Hinsicht möglicherweise anderer Meinung sein dürften. Gleichwohl wird ein Teil der Innenstadt bereits von Kameras überwacht. Nachdem es am Kronengarten im vergangenen Jahr vermehrt zu Beschwerden über Lärmbelästigungen und Sachbeschädigungen gekommen war, ließ ein Geschäftsmann dort mehrere Kameras installieren. Die überwachen aber keinen öffentlichen Raum, sondern ein Privatgelände und sind deshalb erlaubt. Gleiches gilt für die vom Stadtrat im November beschlossene Installation einer Videoanlage im Hildener Bahnhof, die nach dessen Sanierung im Sommer dieses Jahres ebenfalls fertig sein soll. Der Bahnhof ist zwar ein öffentlicher Raum, aber Privatgelände der Bahn (Tunnel) und der Immobiliengesellschaft der Stadtwerke (Gebäude). Von guten Erfahrungen mit der Videoüberwachung hatte die Delegation aus der englischen Partnerstadt Warrington berichtet, die im Dezember in Hilden zu Gast war. Das Thema war von den Gästen angeregt worden, die im Vorfeld ihr Interesse an einem Informationsaustausch geäußert hatten. Aus Sicht der Engländer ist deren Konzept durchaus erfolgreich, "aber bei uns undenkbar", so Dezernent Norbert Danscheidt. Aus seiner Sicht könnte es zwar hilfreich sein, wenn die gesetzlichen Hürden nicht ganz so hoch gesteckt wären. Einen sinnvollen Vorschlag, wo die Grenze zu ziehen sei, habe er allerdings noch nicht gehört.

Ein privater Sicherheitsdienst wäre eine Alternative

Auch deshalb wäre es nach Ansicht Kaltenborns besser, einen privaten Sicherheitsdienst mit der Überwachung einzelner Bereiche der Innenstadt zu beauftragen. Auch dieser Vorschlag ist von den Einzelhändlern schon kontrovers diskutiert worden. Die "Schwarzen Sheriffs" hätten den Vorteil, dass sie unmittelbar vor Ort sind. Bei der Überwachung mit Kameras müssten die Einsatzkräfte erst anrücken. Dies könne ein vielversprechender Weg sein, wie der am Kronengarten eingesetzte Sicherheitsdienst gezeigt habe. Dass nur wenige Meter weiter Nazi-Parolen auf eine Wand am Warrington-Platz geschmiert wurden, haben aber auch dessen Mitarbeiter nicht bemerkt.

Kriminalität

Häufigkeit Trotz der höchsten "Kriminalitätshäufigkeitszahl" (Anzahl der Delikte auf 100000 Einwohner hoch gerechnet) im Kreis Mettmann gilt Hilden bei der Polizei nicht als Kriminalitätsschwerpunkt oder Angstraum.

Delikte Mit insgesamt 4913 gemeldeten Straftaten liegt Hilden im Kreis im Mittelfeld. Während die Raubdelikte (53) deutlich über dem Kreisdurchschnitt liegen, liegt Hilden mit 154 Gewaltdelikten am Ende der Skala. Eine spezielle Statistik für den Innenstadtbereich gibt es nicht. (Alle Zahlen stammen aus dem Jahr 2006)