Konzerne entdecken Steueroase

Die Senkung der Gewerbesteuer zeigt Wirkung. Doch noch sind es vor allem die großen, längst ansässigen Unternehmen, die mit Umstrukturierungen reagieren.

Monheim. Rückwirkend ist der Gewerbesteuerhebesatz zum Jahresanfang um ein Drittel auf 300 Prozentpunkte gesenkt worden.

Das hat der Stadtrat Ende März beschlossen. Monheim hat die niedrigste Gewerbesteuer in ganz NRW. Aber wie sieht es nun aus mit interessierten Unternehmen, die sich deshalb ansiedeln wollen?

„Wir spielen in einer ganz anderen Liga. Jetzt klopfen hier Firmen mit sehr hohem Gewerbesteueraufkommen an, die sich früher nicht mit uns an den Tisch gesetzt hätten“, sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann.

Man habe zwei bis drei sehr interessante Unternehmen an der Hand. „Die fragen sich natürlich auch, wie lange Monheim einen derart niedrigen Gewerbesteuersatz halten kann. Da ist es wichtig, dass wir verlässliche Haushaltsdaten liefern“, sagt er.

Das Stadtoberhaupt ist sicher, dass durch erhöhte Kreisumlage und ähnliches zwar leichte Defizite in 2014 und 2015 entstehen. „Die können wir dann aber durch eine hohe Rücklage mühelos ausgleichen und die weitere Entschuldung in Angriff nehmen. Das wird die Unternehmen sicher überzeugen“, so Zimmermann.

Doch die regelrechte Explosion der Gewerbesteuer von 45 Millionen Euro in 2011 auf für dieses Jahr kalkulierte 85 Millionen kann nichts mit Unternehmen zu tun haben, die sich noch gar nicht angesiedelt haben. Hier greift etwas ganz anderes: große Konzerne nutzen die Möglichkeit einer steuerlichen Zerlegung.

Sowohl Bürgermeister als auch Kämmerer Max Herrmann wollen dazu mit Verweis auf das Steuergeheimnis nichts sagen. Aber Fakt ist, dass durch eine Änderung des Gewerbesteuerrechts vor einigen Jahren die Konzerne nicht mehr so leicht von der Gewerbesteuer befreit werden. Jedoch können sie in Teilen immer noch Steuerkraft verlagern.

Und hier kommt Monheim nun der niedrige Steuersatz zugute. Laut WZ-Informationen ist das zum Beispiel auch einer der Gründe dafür, dass die Firma IP GmbH ihren Hauptsitz nach Monheim verlagert hat. Sie sitzt nun mit etwa 100 Leuten bei UCB an der Alfred-Nobel-Straße. Der Mutterkonzern von IP ist Bayer. Es handelt sich um deren Patentabteilung. Und die bringt, wie man so munkelt, einen zweistelliges Gewerbersteueraufkommen mit.

Ähnliche Verschiebungen gibt es bei BASF. Der Konzern hat Cognis mit Verwaltungssitz an der Rheinpromenade gekauft — und nutzt jetzt laut WZ-Informationen die niedrige Steuer.