Langenfeld Flüchtlinge Entsetzen über Preissteigerung bei Flüchtlingsunterkunft

Langenfeld · Allein durch ihre entlegene Lage am Stadtrand verursacht die geplante Flüchtlingsunterkunft zusätzliche Kosten: Weil es dort keinen Gasanschluss gibt. Außerdem müsste das tiefer als die Straße liegende Gelände aufgeschüttet werden.

Am Standort Haus-Gravener-Straße gibt es keinen Gasanschluss. Deshalb müsste die Wärmeversorgung über Wärmepumpe und Solaranlage gesichert werden.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

(elm) Großes Entsetzen rief die Beratungsvorlage der Stadt im Stadtrat hervor, wonach die Flüchtlingsunterkunft an der Haus-Gravener-Straße noch einmal 2,7 Millionen Euro teurer werden soll. „Das hat uns aus der Fassung gebracht!“, sagte Frank Noack (FDP). Seine Fraktion könne nicht nachvollziehen, warum die Stadt an diesem Standort festhalte, der allein durch seine Lage zusätzliche Kosten produziere, nämlich durch den Umstand, dass es dort keinen Gasanschluss gebe und das Gelände um einen Meter aufgeschüttet werden müsse. Man sehe inzwischen Container, wie sie auf dem Parkplatz des Konrad-Adenauer-Gymnasiums stehen, als die bessere Variante an. Wenn der Abschreibungszeitraum zehn Jahre betrage, müsse ja auch die Nutzungsdauer entsprechend lang sein. Dieser Deutung widersprach Holger Hammer, Referatsleiter Soziale Angelegenheiten: „Man kann nur von drei Jahren Nutzungsdauer ausgehen.“

„Wir waren auch geschockt“, erklärte Bürgermeister Frank Schneider. Es gebe aber weder für die Bauausführung noch für den Standort eine Alternative. Man müsse ja die Plätze zeitig vorhalten. „Wir haben alle Standorte überprüft“, ergänzte Christiane Schärfke, Leiterin des Gebäudemanagements. Zudem, sagte sie, werde sich die Miete für die Ara-Halle ab dem kommenden Sommer deutlich erhöhen. Laut Verwaltungsvorlage müsste eine Fortdauer der Vermietung, weil diese dann der weiteren Entwicklung des Geländes entgegenstehe, der Stadtentwicklungsgesellschaft als Eigentümerin mit 60.000 Euro mehr pro Monat (aktuelle Miete: 22.000 Euro) vergolten werden. Dann blieben als Ausweichfläche nur noch die Turnhallen. „Und unsere Leichtbauhallen sind energetisch eine Katastrophe“, ergänzte Schärfke. Viele der Flüchtlinge seien „suboptimal untergebracht.“ Gemäß der Vorlage leben dort derzeit 75 Menschen.

Auch Günter Herweg (Grüne) zeigte sich irritiert über die Kostenentwicklung. Vor einigen Monaten sei dem Rat die Modulbauweise als deutlich kostengünstiger als das ursprünglich geplante feste Gebäude präsentiert worden. „Wie wäre denn die Preisentwicklung bei einem konventionellen Gebäude?“, wollte er wissen. Der Großteil der Kostensteigerung entfalle auf die Wärmeversorgung, so Schärfke. Mangels eines Gasanschlusses müsse die Wärmeversorgung durch eine Wärmepumpe und eine Solaranlage auf dem Dach erfolgen. Torsten Fuhrmann (BGL) warb dafür, für eine angemessene Unterkunft dieser Menschen zu sorgen. „Gucken Sie mal in unsere Unterkunft bei Ara: Das ist nicht menschenwürdig.“ Bei zwei Gegenstimmen beschloss der Stadtrat, die Planung für die Flüchtlingsunterkunft trotz der massiven Kostensteigerung weiterzuführen.