Langenfeld/Monheim: Selbsthilfegruppen zeigen Wege aus der Sucht

In Langenfeld und Monheim gibt es 13 Selbsthilfegruppen für Süchtige. Zwei treffen sich unter dem Dach der Awo.

Langenfeld/Monheim. Sucht hat viele Gesichter. Manch eines blickt verhärmt, ungewaschen und trübselig. Ein anderes hegt hinter heiler Fassade Selbstmordgedanken, und ein drittes sieht so abgeklärt und unbeteiligt aus, dass selbst enge Verwandte nicht ahnen, dass der Betroffene seit Jahren Alkoholiker ist.

"Die Leute, die unsere Selbsthilfegruppe besuchen, lassen sich keinem Alter, keinem Geschlecht und keiner Schicht zuordnen", sagt Willi Cremer. "Da sitzen Leute aus allen Schichten." Er muss es wissen, seit zwei Jahren ist er Leiter der Selbsthilfegruppe "Neue Wege".

Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Kölner Straße. Es ist eine von 13 Selbsthilfegruppen für Suchtkranke, die es in Langenfeld und Monheim gibt. Die Awo-Suchtberatung stellt für zwei dieser Gruppen - jeweils in Langenfeld und in Monheim - die Räumlichkeiten zur Verfügung.

Zu den Treffen von "Neue Wege" kommen wöchentlich etwa zwölf Menschen. Sie sprechen über ihre Probleme, ihre Ängste und über ihre Sucht - meist handelt es sich um Alkoholsucht. "Es gibt kein festes Programm. Die Themen, über die wir reden, ergeben sich immer aus dem Gesprächsverlauf heraus", sagt Willi Cremer.

Er ist seit vier Jahren trockener Alkoholiker, aus eigener Erfahrung kennt er viele der Probleme, mit denen sich die Besucher der Gruppe herumquälen. "Es macht einen Unterschied, ob Ratschläge von Angehörigen kommen, die es vielleicht gut meinen, oder ob man sein Problem mit jemanden teilen kann, der einem auf Augenhöhe begegnet."

Diese Begegnung auf Augenhöhe ist es, was die Selbsthilfegruppen so wichtig mache. "Viele der Probleme, die hier besprochen werden, habe ich selbst durchlebt und wenn nicht ich, dann vielleicht ein anderes Gruppenmitglied", meint Steffen Liebscher, stellvertretender Gruppenleiter. Aus diesem Grund besitzt jeder Teilnehmer die Telefonnummern der Leiter, und auch untereinander werden die Nummern ausgetauscht. "So ist eigentlich immer ein Ansprechpartner erreichbar."

Die verhältnismäßig hohe Zahl von 13 Selbsthilfegruppen in Monheim und Langenfeld erklärt sich aus der Nähe zu den LVR- Kliniken, vormals Rheinische Kliniken. Was die Zahl von Alkohol- und Drogensüchtigen in beiden Städten angeht, sei man hier aber genauso betroffen wie in anderen Städten. "Wir machen pro Jahr etwa 1000 Beratungen und haben knapp 300 feste Kunden", sagt Dieter Requardt, Leiter der Awo- Suchtberatung für Langenfeld und Monheim. Dazu gehören Beratungen für Abhängige von legalen und illegalen Drogen und auch für Angehörige.

Nicht für alle sei das Angebot einer Selbsthilfegruppe geeignet. "Man muss wirklich aufhören wollen, der erzwungene Besuch bringt gar nichts", sind sich Requardt und Cremer einig.