Langenfeld Gedenken an die Pogromnacht Gedenken an Pogromnacht: Vandalen beschädigen Grabschmuck

Langenfeld · Gut 100 Bürger beteiligten sich an der vom Verein Kulturgut angestoßenen Gedenkveranstaltung und legten an Stolpersteinen Blumen und Kerzen ab.

Anlässlich der Gedenkveranstaltung des Vereins Kulturgut reinigte Caroline Rothmann (rechts) den Stolperstein an der Hauptstrasse 13.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

(ilpl) Schon vor 15 Uhr strömen immer mehr Menschen Richtung Stadthalle, wo Jörg Dennig gerade die fünf Stolpersteine der Familie Meyer säubert und aufpoliert. „Es gibt nur noch wenig Spuren von den Langenfelder Juden“, sagt er und betont, dass es wichtig ist, sich an sie zu erinnern. Um 15 Uhr soll die Abschlussveranstaltung beginnen. Vorher haben engagierte Bürger – auch solche, die (noch) nicht zum Verein gehören – die 15 Stolpersteine im Stadtgebiet aufgesucht, sie gesäubert, weiße Rosen niedergelegt und Kerzen entzündet.

Renate Worm, eine Frau, die sich spontan gemeldet hat, um am Gedenken mitzuwirken, ist immer noch ganz aufgelöst: „Wir haben heute den Stein von Albert Salomon an der Ganspohler Straße 13 gereinigt und geschmückt und vorhin kam jemand und berichtete, dass die Rosen zertreten worden sind und die Kerze im Rinnstein gelandet ist. Wir haben daraufhin sofort neue Rosen dort niedergelegt und die Kerze wieder aufgestellt.“ Eine alte Dame hört mit und seufzt: „Das wundert mich gar nicht in der heutigen Zeit.“

Thomas Antkowiak, der Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderats, eröffnet um 15 Uhr die Gedenkveranstaltung vor der Stadthalle in Sichtweite der Stolpersteine. Etwa 100 Leute nehmen daran teil. Er erinnert daran, dass die jüdische Gemeinde in Langenfeld 1929 noch 66 Mitglieder zählte, 1939 aber nur noch 16. „Das waren Nachbarn, Vereinsmitglieder, Geschäftsleute, die nach und nach überall ausgeschlossen wurden, deren Geschäfte und Arztpraxen boykottiert wurden und die Berufsverbote erhielten. Wer konnte, flüchtete in Nachbarländer oder sogar nach Übersee.“ Die Zurückgebliebenen erfuhren übelste Schikanen, wurden zum Teil von Nazischergen verletzt, aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben und im „Judenhaus“ Ganspohler Straße 13 zusammengepfercht, bevor sie schließlich deportiert wurden. Was folgt, sind die Schicksale der 15 Menschen, die in Langenfeld einen Stolperstein erhalten haben. Vorgetragen werden ihre Geschichten nicht nur von Mitgliedern des Vereins Kulturgut, sondern auch von „Omas gegen Rechts“ und vom Bündnis „Wir für Demokratie“. Fotos der ermordeten Juden werden hochgehalten und die gut 100 Anwesenden schweigen betroffen. Sie hören etwa die Geschichte der Familie Bernhard und Emma Meyer, die mit Stiefbruder Max Meyer das Warenhaus „Gebrüder Meyer OHG“ betrieben. Ihre ältere Tochter Erika (geboren 1925) konnten sie 1938 nach Texas vermitteln, wo sie bei einer jüdischen Familie Zuflucht fand. Sie selbst und ihre jüngere Tochter Helga (geboren 1931) erhielten keine Einreisegenehmigung für die USA, wurden stattdessen nach Riga deportiert. Die Eltern starben im KZ Stutthof, die kleineTochter gilt als verschollen. Ihr ist das Erzählspiel „Helgas Reise nach Riga“ vom Figurentheater Lillekartofler gewidmet, das am 13. November um 16 Uhr im Rathaus aufgeführt wird.