Langenfeld: SPD vertagt Kandidatenkür und trägt Grabenkämpfe offen aus
Parteitag: Nach heftiger Kritik ist selbst für Sascha Steinfels fraglich, ob er fürs Bürgermeister-Amt kandidiert.
Langenfeld. Der Veranstaltungsraum der Landesreitschule auf Gut Langfort platzte fast aus den Nähten. Einen ähnlichen Andrang von SPD-Mitgliedern bei einer Versammlung der Partei hatte es seit Jahren nicht gegeben. 97 der 251Mitglieder füllten den Saal. Ihr Interesse galt nach den öffentlich ausgetragenen Querelen zwischen Vorstand und Fraktion der Frage, wer für die Genossen am 7. Juni 2009 als Bürgermeister-Kandidat antreten soll.
Um es vorwegzunehmen: Zur Nominierung kam es nicht. Die Entscheidung wurde nach strittiger Diskussion vertagt. Die zeigte die Risse innerhalb der Parteiführung, Ratsfraktion, aber auch der Mitglieder auf. Die Hoffnung, dass mit dem vor drei Jahren gebildeten Ortsverein die Reibereien zwischen den zuvor bestehenden drei Ortsvereinen mit einer übergeordneten Stadtverbandsführung als Klammer überwunden wären, hat sich nicht erfüllt.
Vorsitzende Heike Lützenkirchen (49) erwartete "ein reinigendes Gewitter" und dass "die Gegensätze hier und heute ausgetragen werden". Doch schon die erste Wortmeldungkippte die Pläne des Vorstands. Ex-Ratsherr Wolfgang Hoemann (74) forderte: "Ich beantrage, den Wahlparteitag abzusetzen und dafür über die Situation der SPD in Langenfeld zu diskutieren." Er sprach damit offenbar vielen aus dem Herzen. Hoemann bezweifelte wie zahlreiche andere Mitglieder die Fähigkeit des vom Vorstand vorgeschlagenen Sascha Steinfels (25), eine Verwaltung mit mehr als 600Beschäftigten "gut zu leiten".
Dann machte Lothar Witzleb (70), dienstältester SPD-Ratsherr und Bürgermeister-Stellvertreter seiner Partei deutlich, dass es selbst in der Fraktion keine Einigkeit in der Kandidatenfrage gibt. "Wir wollen heute eine Entscheidung für die Zukunft, dafür brauchen wir einen jungen Mann, der insgesamt sieben Jahre Zeit hat, sich für das Amt zu bewerben."
Diese Auffassung teilten aber vor allem die älteren Genossen nicht. "Ich fühle mich überfahren und bin dagegen, einen Kandidaten wie Gerd-Peter Heinrichs abzuservieren", beschwerte sich Hans Marquardt. Doch der SPD-Fraktionschef und Verwaltungsdirektor Heinrichs machte klar, dass für ihn das Thmea Bürgermeister-Kandidatur abgehakt ist. "Ich bin raus", so Heinrichs (51).
In geheimer Abstimmung wurde schließlich mit 58:39 Stimmen beschlossen, die Kandidatenkür zu verschieben und über die Gegensätze in der Partei zu reden - mit offenem Visier und nicht unter Ausschluss der Presse.
Die Diskussion, manchmal hart am Rande der persönlichen Beleidigung, offenbarte die Gräben, die erneut nicht zugeschüttet wurden. Schließlich verteidigte der 25-jährige Bahn-Angestellte Steinfels seine Anwartschaft und trat für einen Generationenwechsel an der Parteispitze ein. Nach den Ereignissen der Vorwoche, in der er öffentlich in Misskredit gebracht worden sei, müsse er sich jedoch Gedanken machen, ob seine Kandidatur noch sinnvoll sei.
Wie soll es weitergehen? Unter der Moderation von Manfred Schulte, als Stadtverbandsvorsitzender Vorgänger von Heike Lützenkirchen, sollen sich Vorstand und Fraktion zusammenraufen. Erst danach wird es die Versammlung geben, die zudem darüber befinden muss, wer sich um ein Ratsmandat bewirbt.