Langenfeld: Vom Glück, Gäste zu haben

Viele Langenfelder vereinsamen in den eigenen vier Wänden. Ein ehrenamtlicher Besuchsdienst hat das Problem jetzt angepackt. Die Hilfe ist für beide Seiten eine Bereicherung.

Langenfeld. Die Isolation kommt auf leisen Sohlen daher. Und sie erwischt meist ältere Menschen, so wie Marianne P., 76 Jahre. Sie lebt seit 35 Jahren in ihrer kleinen, gemütlichen Wohnung in Langenfeld. Schon früh litt sie unter einer schweren Gehbehinderung, im Laufe der Jahre fiel ihr das Laufen immer schwerer - heute kommt sie kaum noch aus ihrer Wohnung im ersten Stock heraus.

Sie quält sich mit den Treppenstufen - und mit der Einsamkeit. Zu viele ihrer Freunde und Verwandten sind schon gestorben. Nur einem Pflegedienst und ihrem Hund "Suse" hat sie es zu verdanken, dass sie ihre Selbstständigkeit noch wahren kann.

Neuerdings macht ihr aber auch Vera D. das Leben leichter. Die 35-Jährige kommt ein- bis zweimal pro Woche vorbei. Einfach so. Die beiden Frauen kochen Kaffee, lesen zusammen Zeitung, spielen etwas, erzählen sich von früher und heute - und haben viel zu lachen. "Jedes mal wenn ich bei Marianne P. klingele, freue ich mich schon auf ihr Gesicht - es strahlt nämlich, als ob die Sonne aufginge", erzählt Vera D.. Und: "Ich bekomme mehr zurück, als ich gebe."

Sie ist ehrenamtlich für den Besuchsdienst der Malteser und der Awo tätig. Die beiden Organisationen haben sich zusammengetan, um in Langenfeld etwas gegen die Einsamkeit hinter verschlossenen Türen zu tun. Beinahe gleichzeitig kamen sie auf die Idee.

Wida Beck, Leiterin des Seniorentreffs im Siegfried-Dißmann-Haus, hat immer wieder von Menschen gehört, die sich Begleitung wünschen. "Ich trau’ mich nicht alleine zum Friedhof, ich habe keinen, der mir den Wasserkasten trägt oder die Gardinen aufhängt, ich bin so wackelig auf den Beinen, ich kann nicht spazieren gehen" - das wurde ihr immer wieder geklagt, und schließlich hat sie angefangen, für die Awo einen Besuchsdienst auf die Beine zu stellen.

Dabei ist sie auf die Malteser gestoßen, die gerade das Gleiche vorhatten. Die Malteser betreiben ein Hausnotrufsystem in Langenfeld. "Dabei haben wir festgestellt, dass manche Leute nur noch per Telefon Kontakt zur Außenwelt haben", schildert Dietmar Servatius, der nun auch für den Besuchsdienst zuständig ist.

Seit im Frühjahr die ersten Besuche organisiert wurden, hat er schon einige Erfahrungen gesammelt. Zum Beispiel die, dass der Kontakt mit den älteren Menschen so viel Freude macht, dass man getrost von einem Dienst auf Gegenseitigkeit sprechen kann. Oder die, wie Alte durch die Besuche aufblühen: "Plötzlich haben sie wieder einen Ansprechpartner. Da wächst Lebensfreude. Manche decken schon mal den Tisch für Zwei - und holen gleich eine neue Tischdecke raus."

Zwölf Helfer haben sie jetzt beisammen - und hoffen noch auf viele weitere. Und das obwohl der Dienst bisher noch nicht so stark angenommen wird, wie erwartet. "Viele trauen sich nicht", weiß Wida Beck. "Die Polizei hat ja allen Senioren eingeschärft, dass sie niemand Fremdes reinlassen sollen. Manche glauben auch nicht, dass der Dienst kostenlos ist." Doch das wird sich ändern, ist sich Dietmar Servatius sicher: "Der Besuchsdienst spricht sich langsam rum."