Langenfeld: Waren im Cognac K.o.-Tropfen?
Eine Frau wirft einem Apotheker vor, dass er sie betäubt und sexuell belästigt haben soll. Der Prozess wird fortgesetzt.
Langenfeld. "Lass uns bei mir noch einen Cognac trinken." Eine Einladung, die Folgen haben kann. Im Fall der Langenfelderin Sandra Z. (Name geändert) waren sie heftig.
"Man muss mir K.o.-Tropfen ins Glas gegeben haben, ich kann mich an nichts erinnern. Als ich wach wurde, war ich nackt, an Armen und Beinen ans Bett gefesselt. Der nackte Mann kniete auf mir", sagte die 41-jährige Zeugin vor dem Amtsgericht aus.
Der 44 Jahre alte promovierte Apotheker R., der bei einem Konzern in Monheim gearbeitet hat, steht seit Donnerstag vor Gericht. Ihm wird sexuelle Nötigung und Nötigung in zwei anderen Fällen vorgeworfen.
Ein heikles Stück Arbeit für das Gericht. Zwei Frauen hatten den leitenden Angestellten angezeigt. Jetzt hat sich die Zahl der Zeugen auf 22 erhöht, sagt Monika Berger, Sprecherin beim Gericht.
Als die mutmaßlich sexuell genötigten Frauen ihr Schweigen brachen, sagten immer mehr: "Das hat er auch mit mir gemacht".
Zeugin Z. kellnerte im Nebenberuf in einem Langenfelder Bistro. Dort soll der Angeklagte fast jeden Abend gesessen haben. "Ich mochte ihn anfangs nicht", sagte die Zeugin, "er spendierte den Damen Sekt, verschenkte Rosen."
Er sei der "Doc" gewesen, mit Spitznamen "Sex, Sex, Sex". Doch im Laufe der Zeit änderte die Bedienung ihre Meinung über R.: "Er war sehr hilfsbereit, hörte zu.
Er meinte, dass der Job als Kellnerin für mich nichts sei, bot mir eine Stelle im Unternehmen an." Es habe aber Wochen gedauert, bis sie schließlich zusagte.
Dann der verhängnisvolle Abend. Die 41-Jährige wird laut ihren Aussagen nach dem Genuss des Cognacs ohnmächtig, wird wach und ist nackt. Der Angeklagte hält ihr die Nase zu, küsst sie auf den Mund, sie kriegt keine luft, fällt in Ohnmacht.
Als sie daraus wieder erwacht, ist sie nicht mehr gefesselt, der Mann weg. Sie zieht sich an, läuft nach Hause. Später vertraut sie sich ihrer Vorarbeiterin an, die an ihrem Körper blaue Flecken bemerkt. Auch ihren Mann, von dem sie geschieden ist, weiht sie ein.
Später stellt Z. fest, dass sie schwanger ist. "Ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen sexuellen Kontakt. Und was passiert ist, während ich ohne Besinnung war, weiß ich nicht." Sie erleidet - so sagt sie - eine Fehlgeburt.
"Ich habe mich damals völlig verändert", sagt sie. Kollegen und der Betriebsratsvorsitzende hätten das bemerkt. Ihr ging es schlecht, sie nahm ab. Sie hatte das Gefühl, dass der Angeklagte ihr bei den Besuchen bei ihm, heimlich Drogen verabreichte.
"Ich hatte Blackouts", sagt sie, doch einem Arzt vertraute sie sich nicht an. Der Angeklagte soll auch Kontakte zu anderen Frauen im Betrieb unterhalten haben. R. wohnt inzwischen nicht mehr in Langenfeld.
Die Verhandlung musste am Donnerstag mehrfach unterbrochen werden. Aussage und Befragung hatten die Zeugin sichtlich mitgenommen. Der Prozess wird am nächsten Donnerstag fortgesetzt.