Langenfeld: Zukunftsweichen sind gestellt
Wiescheid: Der Planungsausschuss stimmt für das neue Baugebiet und den Aldi-Markt.
Langenfeld. Die Weichen für Wiescheids Zukunft sind gestellt: Einstimmig sprach sich der Planungsausschuss jetzt dafür aus, dass Aldi-Süd den von vielen der 3500Einwohner des Stadtteils ersehnten Lebensmittelmarkt an die Ohligser Straße14-20 bringt. Und: Das letzte große Feld im Herzen des Dorfes, zwischen Schlieper-, Park-, Turmstraße und Kirschbaum, soll bebaut werden. Gegen die Aufstellung des Bebauungsplans, der 56 Einfamilienhäuser vorsieht, stimmten nur BGL und Grüne.
Beim Thema Nahversorgung hatte die Poltik keine Wahl: Weil Plus wegen des Neins der Kartellaufsicht zur geplanten Fusion mit Edeka keinen Vertrag mit dem Projektentwickler Ten Brinke unterschreiben konnte, ist Aldi der einzige Discounter, der einen SB-Markt mit lediglich 800Quadratmetern Verkaufsfläche betreiben will. Das aber auch nicht so wie geplant: Statt 60müssen nun 90Parkplätze her. Um diese entlang der Straße bauen zu können, aber auch, um den typischen Aldi-Markt besser zu platzieren, hat der Projektentwickler auch das Grundstück gekauft, auf dem noch das Reisebüro Brenner mit Post-Agentur steht. Beides soll sich im Markt wiederfinden.
"Wir sind froh, dass Aldi in die Bresche springt. Vielleicht können wir Mitte nächsten Jahres die Eröffnung feiren", so Josef Müller (CDU). Für Günter Herweg (Grüne) ist der Mehrbedarf an Stellplätzen ein Beleg dafür, "dass es Aldi mehr auf die Laufkundschaft abgesehen hat". Wegen der langen Wartezeit spricht Bernhard Baer (SPD) von einer Fehlplanung. Dass es mit Lidl - Favorit der SPD - schneller geklappt hätte, sieht Stadtbaurat Hans-Otto Weber nicht: "Ein Markt von 1200Quadratmetern hätte bei Solingen und der Bezirksregierung keine Chance gehabt."
Die etwa 30 Wiescheider, die zur Sitzung gekommen waren, nahmen die Entscheidung zufrieden zur Kenntnis. Kopfschütteln löste bei ihnen ein anderer Punkt aus: So viele neue Häuser vor der Haustür, das wollen sie sich lieber nicht vorstellen. Andreas Krömer(BGL) hatte Nachbarn zusammengetrommelt, um gegen den Plan "W-13 Auf dem Bruch/Westlich Parkstraße" Stimmung zu machen. "Erst muss mit den Bürgern gesprochen werden, ob die dort noch eine andere Nutzung wünschen. Wiescheid ist im Kern arm an Grünflächen", forderte Krömer die Vertagung.
Damit brachte der Mann von der Wählergemeinschaft Verwaltung und Parteien gegen sich auf. Stadtplaner Stephan Anhalt versicherte, dass trotz des beschleunigten Verfahrens nicht auf die ausführliche Bürgerbeteiligung verzichtet würde. "Die wird nach den Sommerferien stattfinden, später besteht noch einmal einen Monat lang Zeit, zum ausgelegten Plan Stellung zu beziehen." Erst danach entscheidet der Rat. Für den nimmt Georg Loer (CDU) in Anspruch: "Wir machen Bebauungspläne nie gegen, sondern immer mit den Bürgern."
Müller und die Christdemokraten wollen mit der "aufgelockerten Bebauung" die Grundschule retten, der es schon jetzt an Kindern fehlt. Aber beim demografischen Wandel steht mehr auf dem Spiel: "Wollen wir unsere Einwohnerzahl nur halten, bräuchten wir 200 Zuzüge und 80 neue Wohneinheiten pro Jahr mehr", so Weber. Schrumpft Langenfeld, wovon nach einer IHK-Studie ab 2020 auszugehen ist, müssen weniger Bürger höhere Lasten tragen. Auch der wirtschaftliche Erfolg mache ein Umdenken nötig. Weber: "Man kann nicht in der City großstädtischen Einzelhandel bauen und sagen, auf dem Land tun wir nichts. Es gibt einen Mangel an freistehenden Häusern, die stärker gefragt werden."