„Mehr Platz für die Jugend“

Interview: Alexander Schumacher, Leiter des Kinder- und Jugendrings, fordert von der Politik mehr Verständnis für die Jüngeren.

Monheim. Erschreckender Mangel an Freizeitangeboten für Jugendliche. Nicht genügend Geld für die Jugendarbeit. Alexander Schumacher kann ein Lied davon singen. Er ist seit elf Jahren im Kinder- und Jugendring aktiv, seit fünf Jahren dessen Leiter. Dort sind elf Institutionen (Kirchen und Vereine) der Jugendarbeit vertreten. Im WZ-Interview nennt Alexander Schumacher Kernprobleme.

Bitte bringen Sie den folgenden Satz zu Ende: Jugend ist für mich...

Alexander Schumacher: ... eine spannende Aufgabe, die täglich neue Herausforderungen bringt, die es zu lösen gilt.

Wie würden Sie das derzeitige Freizeitangebot für Jugendliche in Monheim beschreiben?

Schumacher: Als verbesserungswürdig und ausbaufähig.

Wie meinen Sie das? Was konkret kann man denn verbessern?

Schumacher: Naja, es wird ja schon viel für Kinder getan. Das Projekt Mo.Ki hat da einen sehr guten Anfang gemacht. In den Schulen wird das jetzt ausgebaut. Aber für die Jugend wird nicht viel angeboten. Ich denke da zum Beispiel an Sachen wie die Sportplatzöffnung. In Monheim fehlt es einfach an Freiräumen.

Wie kann man denn gegen diese Probleme vorgehen?

Schumacher: Also: Unser Ziel ist es, in erster Linie für Verständnis zu werben. Da ist beispielsweise schon allein das Problem, dass für Jugendliche über zwölf Jahren keine Freizeitplätze mehr vorhanden sind. Es ist wichtig, dass man da versucht, etwas einzurichten. Da können schon ein paar Bänke reichen. Das sieht man ja, wenn die Jugendlichen, ich drücke das mal übertrieben aus, die Spielplätze annektieren. Durch das Jugendparlament sind auch schon viele gute Vorschläge angesprochen worden. Generell muss man auch einfach sagen, dass die Stadt kein Geld hat. Und ohne Geld kann man wenig machen. Nur leider schafft man sich dadurch Probleme. Die Jugendlichen sind frustriert.

Und wie steht es Ihrer Meinung nach mit dem Ferienangebot?

Schumacher: Also wir haben da einmal unseren Ferienzirkus. Da kommt von den Verbänden aber auch viel. Allerdings ist das auch immer eine Kostenfrage.

Was sind heutzutage die Hauptfragen, die Hauptprobleme der Jugendlichen?

Schumacher: Das ist bei den Jugendlichen natürlich individuell verschieden. Generell steht da aber vielleicht als ein Kern die Frage: Wo hole ich mir Hilfe, wenn ich Probleme habe?

Kann der Kinder- und Jugendring denn da Hilfestellung geben?

Schumacher: Zumindest vermitteln die Verbände weiter. Sie versuchen, bei der Suche soweit wie möglich zu unterstützen. Aber da haben wir ja auch die Jugendberatung in Monheim. Wir selber können das kaum leisten.

Und was sind die größten Fragen der Jugendpolitik?

Schumacher: Welche Wertigkeit nimmt Jugend und Familie ein? Man muss nach der Bereitschaft fragen, inwieweit finanzielle Mittel von der Stadt dafür zur Verfügung stehen. Die Frage ist: Welchen Stellenwert haben Jugendliche? Oder: Welchen Stellenwert gibt die Politik mir als jungem Menschen? Ich denke, das wird auch Thema der nächsten Jahre sein. Der Kostenfaktor wird immer wichtiger. Und damit kann eine Menge Streitpotenzial verbunden sein.

Was macht denn der Kinder- und Jugendring für die Jugend?

Schumacher: Wir haben ja schon jahrelang unser Kinderspielefest, dann haben wir zweimal das Open-Air-Festival "Rhein Rock" organisiert. Das wollen wir unbedingt wiederholen. Dann waren da unsere Wahlveranstaltungen mit Podiumsdiskussion. 2007 dient uns nun als eine Art Regenerationsjahr. 2008 wird dann wieder was los sein. Wir werden versuchen, uns als Ring mit den Verbänden gut in der Öffentlichkeit zu positionieren. Unter anderem mit Aktionen im Jugendring im Bereich der Verbände. Wir tun Gutes, wir wollen Gutes tun. Und natürlich wollen wir auch darüber sprechen.

Wie wirkt sich dieser Austausch der Verbände im Ring aus?

Schumacher: Wir treffen uns alle zwei Monate und reden über Erfahrungen im Freizeitbereich und stimmen uns ab über aktuelle jugendrelevante Themen. Wir finden jedes Mal einen Kurs, für den es sich einzusetzen lohnt.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie jetzt in die Zukunft?

ASB Über den Arbeiter-Samariter-Bund kam Alexander Schumacher zum Kinder- und Jugendring. Beim ASB war er zunächst Jugendgruppenleiter und dann in der Kreis- und Landesjugend aktiv.

1996 wurde er Schriftführer im Jugendring, bis er 2002 zum Vorsitzenden gewählt wurde.

Heute ist Schumacher 31 Jahre alt und seit fünf Jahren Leiter des Kinder- und Jugendrings.