Monheim: Die integrative Wende
Die Peter-Ustinov-Gesamtschule wird mit ziemlicher Sicherheit jetzt doch zum nächsten Schuljahr integrativen Unterricht einführen. Damit erhalten vor allem lernbehinderte Kinder mehr Chancen.
Monheim. Was viele schon nicht mehr für möglich gehalten haben, wird nun ziemlich sicher Realität: integrativer Unterricht an der Peter-Ustinov-Gesamtschule. Damit haben lernbehinderte Kinder, die nach vier Jahren integrativem Unterricht die Humboldt-Grundschule verlassen - fünf bis sechs pro Jahrgang - künftig die Chance einer weiterführenden "normalen" Regelschule. Bisher müssen sie auf die Förderschule.
Hintergrund: Rathaus und Politik hatten sich dafür ausgesprochen, dass die Gesamtschule den integrativen Unterricht einführt. Die Entscheidung darüber liegt aber einzig und allein bei der Schule selbst. Und bei einer Informationsveranstaltung am 23. September sah es noch so aus, als ob eine Mehrheit gegen die schnelle Einführung integrativer Klassen sei. Der Faktor Zeit und personelle Engpässe sprachen dagegen.
Dennoch trauen sich die Pädagogen der Gesamtschule nun die schnelle Verwirklichung zu. Eine breite Mehrheit in der Lehrerkonferenz gab einen Antrag für die Schulkonferenz am Donnerstagabend mit auf den Weg. Demnach sollen verlässliche Zusagen bei der Stadt als Schulträger (mögliche Umbauarbeiten) und den übergeordneten Schulbehörden in Mettmann und Düsseldorf (Personalzusage) eingeholt werden. Und auf der Basis entscheidet dann die nächste Schulkonferenz am 16. November endgültig.
"Es ist ein Kraftakt. Aber das Kollegium sieht auch den gesellschaftspolitischen Auftrag. Darauf kann ich als Schulleiter stolz sein", sagt Michael Schlemminger-Fichtler. Es habe sich bereits eine Arbeitsgruppe mit 14Lehrern gegründet, die sogar zum Teil in den Herbstferien arbeiten würde. "Wenn die notwendige Unterstützung von Stadt und Kreis Mettmann sicher ist, dann gehe ich davon aus, dass auf der nächsten Schulkonferenz endgültig die Weichen für den integrativen Unterricht gestellt werden", schätzt es Direktor Schlemminger-Fichtler ein.
Hoch zufrieden mit der Entwicklung ist natürlich die Elterninitiative für integrativen Unterricht mit Jörg Sinell an der Spitze. Aber auch Uwe Trost, im Rathaus federführend bei dem Projekt, kann mit einem guten Gefühl ins Wochenende gehen.
Die ziemlich sichere Entscheidung der Gesamtschule für den integrativen Unterricht kann aber nur ein erster Schritt sein. Denn ab dem Sommer richtet die Gmeiner-Grundschule ebenfalls eine integrative Klasse mit lernbehinderten und "normalen" Kindern ein. Dann sind es schon zwei Grundschulen. Damit verdoppelt sich nach vier Jahren die Zahl derer, die in die fünfte Klasse kommen. Dann wird man sehen, ob auch andere Schulen bereit sind für den integrativen Unterricht. Die Politik hat bereits in diese Richtung appelliert. Aber letztlich entscheiden die Schulen selbst.