Monheim: Wirbel in Hessen um Robot
Starenkästen im kleinen Burghaun finanzieren sich über Knöllchen, von denen die Monheimer einen Anteil bekommen. Damit helfe man der armen Kommune – so die Firma. Das Modell ist auch für Robot Neuland.
Monheim/Burghaun. Das hessische Örtchen Burghaun hat zwar nur 6500 Einwohner. Aber es sorgt derzeit für einen Aufschrei im ganzen Bundesland. Der Grund ist ein fast schon futuristisch wirkender Starenkasten. Nicht, dass man in Burghaun keine Erfahrung hätte mit Geschwindigkeitskontrollen.
Aber die Art der Finanzierung schlägt Wellen. Denn Burghaun ist pleite. Ein neuer Starenkasten hätte rund 100 000 Euro gekostet. Das Geld hat die Gemeinde nicht. Aus der Not heraus wurde eine Blitzanlage gemietet. Die Kosten werden über die Knöllchen beglichen. Es sind fünf Euro pro Temposünder an den Eigentümer der Messanlage. Und hier führt die Spur nach Monheim. Denn der Starenkasten ist von der Firma Robot an der Opladener Straße.
Kritikern in Hessen stellt sich die Frage: Werden da nicht wirtschaftliche Interessen über die Verkehrssicherheit gestellt. Denn je mehr Knöllchen es gibt, um so mehr Geld fließt auch an das Unternehmen. "Allein die Kommune bestimmt, wo ein Starenkasten aufgestellt wird", betont Börries Lorenz-Meyer, Sprecher der Firma Robot. Man gehe mit dem Finanzierungsmodell neue Wege. Städte ohne Geld hätten damit trotzdem die Chance, überhöhten Geschwindigkeiten - und damit vermehrtem Unfallrisiko - Einhalt zu gebieten.
Eine Kommune ohne Geld - das erinnert direkt an Monheim. Wird beispielsweise der Starenkasten am Schulzentrum Berliner Ring auch so finanziert? Nein. Denn die 26 Starenkästen im Kreis Mettmann sind fast alle im Besitz des Kreises. Nur einer ist gemietet. Aber hier führt einmal mehr die Spur zu Robot.
"Dafür bezahlen wir 12 000 Euro im Jahr. Die Anlage der Monheimer Firma hat modernste Digitaltechnik. Das wollen wir prüfen", erläutert Daniela Hitzemann von der Kreisverwaltung. Denn bisher arbeite man mit der viel aufwendigeren Nassfilm-Technik eines anderen Herstellers.
Hitzemann betont, dass die Starenkästen kein lukratives Geschäft für den Kreis seien. 2009 würden damit 1,5 Millionen Euro eingenommen. Das decke gerade einmal die Ausgaben. "Die Starenkästen sind keine Abzocke, sondern sollen die Verkehrssicherheit zum Beispiel an Schulen garantieren", sagt sie.
Bisher stand die gemietete Anlage an der Kniprather Straße nahe der Abfahrt zu S-Bahn-Station in Langenfeld. Doch wer nun die Bleer Straße in Richtung Hitdorf fährt, sollte sich in der Kurve nicht nur wegen der Vorschrift an Tempo 30 halten. Dort ist nun auch der Robot-Starenkasten aufgebaut. Ein ähnliches Modell steht seit längerem am Firmensitz Opladener Straße. Das ist aber nur für unternehmensinterne Testmessungen.