Nichtraucherschutzgesetz: Qualmen bei Wind und Wetter

Seit Mai müssen Raucher nach draußen, um an der Kippe zu ziehen — das stört viele. Die Wirte spüren Auswirkungen: Gäste und Stimmung fehlen.

Monheim. Es regnet wie aus Kübeln. Die Terrasse des Spielmanns an der Turmstraße ist zwar mit zwei großen Schirmen größtenteils vor dem sintflutartigen Niederschlag geschützt, doch der Wind weht das kühle Nass von der Seite rein. Trotzdem stehen viele Gäste auf der Terrasse, die neben einem leicht ärgerlichen Ausdruck im Gesicht eins gemeinsam haben: Sie sind Raucher.

Seit dem 1. Mai herrscht in Nordrhein-Westfalen ein hartes Nichtraucherschutzgesetz. Darin ist festgelegt, dass das öffentliche Rauchen in geschlossenen Räumen grundsätzlich verboten ist. Alle bisherigen Ausnahmen wie abgetrennte Raucherräume oder deklarierte Raucherkneipen werden somit hinfällig. Wer raucht, muss also vor die Türe gehen — egal bei welchem Wetter.

„Im Sommer ist das ja kein Problem, aber im Winter wird das echt ungemütlich werden“, sagt Sven Wilcke und spricht damit aus, was alle befürchten. Doch Kälte und Nässe sind nicht die einzigen Störfaktoren. Marcel Mayer, Inhaber des Spielmanns, merkt vor allem, dass die Stimmung in seiner Kneipe leidet: „Die Raucher rennen alle Nase lang raus, und im Laden ist es leer.“ Und er sieht das nächste Problem auf sich zukommen: „Ich muss aufpassen, dass die Nachbarn sich nicht wegen Lärmbelästigung beschweren.“

Ortswechsel — im Schwalbeneck an der Schwalbenstraße wird am Nachmittag Bundesliga geguckt. Draußen stehen Manfred Ott und Angelika Pili und rauchen noch schnell eine Zigarette vor dem Anpfiff. „Es nimmt die Gemütlichkeit, wenn ich jetzt für jede Zigarette rausgehen muss“, sagt Pili. Fußball, Bier und Zigaretten — das gehöre eben einfach zusammen. „Wenn irgendwo gegessen wird, sollte nicht geraucht werden“, sagt Ott. „Das sehe ich ein, denn das mag ich als Raucher selber nicht.“

Um den blauen Dunst von den speisenden Gästen abzuhalten, wurde zum letzten Nichtraucherschutzgesetz 2008 eine Glaswand im Schwalbeneck installiert. „Damals sind hohe Kosten entstanden. Jetzt ist die Wand überflüssig“, ärgert sich Inhaberin Paola Bourscheid. Sie kann bereits nach zwei Wochen mit dem neuen Gesetz feststellen, dass Gäste fehlen: „Regelmäßig kam eine Gruppe älterer Herren, die hier ihr Bier getrunken und dabei geraucht haben. Die habe ich seit Monatsbeginn nicht mehr gesehen.“

Auch im Pfannenhof an der Turmstraße sehen Gäste und Gastronom dem neuen Gesetz mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich habe schon von Kneipen gehört, die zumachen mussten“, weiß Bernhard Firneburg: „Es ist für uns Gastronomen eine Herausforderung.“ Besonders im Hinblick auf Karneval.

Denn da war der Einlass bisher ab 18 Jahren und das Rauchen im gesamten Pfannenhof erlaubt. Dass sich bis zum Winter nächsten Jahres wieder etwas an dem Gesetz ändert, „wäre wünschenswert, jedoch unwahrscheinlich. Bis dahin müssen wir uns überlegen, wie wir auch die rauchenden Gäste zufriedenstellen können“, sagt Firneburg.