Projekt in Monheim: Den anderen besser verstehen
Kulturdolmetscher vermitteln zwischen den Nationen. Probleme und Konflikte kommen durch Missverständnisse zustande.
Monheim. Hayfa Ben Lakhal ist Hausfrau und zweifache Mutter. Seit kurzer Zeit ist die 33-jährige gebürtige Tunesierin auch Kulturdolmetscherin. Gemeinsam mit einigen anderen Frauen und einem Mann, wurde die gelernte Bürokauffrau und Buchhalterin seit Anfang September jeden Freitag an zwölf Terminen etwa fünf Stunden lang in verschiedenen interkulturellen Themen und dem Umgang mit damit verbundenen möglichen Konfliktpotenzialen geschult.
"Ich habe von diesem sinnvollen Projekt gehört, und da ich langsam wieder in die Berufswelt einsteigen möchte, bot es sich für mich an, auf diesem Weg meine Kenntnisse auch in dieser Hinsicht zu erweitern", sagt Ben Lakhal und fügt an: "Außerdem kam ich so mal wieder raus, lernte neue Leute kennen und kann in Zukunft vielleicht helfen, zwischen den zahlreichen verschiedenen Kulturen in unserer Stadt zu vermitteln."
Genau mit dieser Intention wurde das Projekt mit dem Titel "Kulturdolmetscherinnen - Verständnis verbindet" im Rahmen des Programms Stärken vor Ort Anfang September gestartet. "Wir wollen damit eine größere Sensibilisierung zwischen den verschiedenen Kulturen in Monheim schaffen.
Die Kulturdolmetscher sollen nach ihrer Ausbildung künftig helfen, Differenzen zu schlichten und die verschiedenen Nationalitäten miteinander zu vernetzen. Sie werden da eingesetzt, wo Bedarf ist", erläutert Michaela Rosenbaum, Referentin für Migration, Integration und Bürgerschaftliches Engagement des Awo-Bezirksverbandes Niederrhein. Mögliche Einsatzorte reichen von der Begleitung von Migranten in Kindertagesstätten bis hin zu Unterstützung öffentlicher Einrichtungen wie der Stadtbücherei.
Ausgebildet wurden die Kulturdolmetscher, die nach erfolgreicher Absolvierung zuletzt ein Zertifikat erhielten, auf breiter Ebene. So wurden die verschiedenen Kulturen mit ihren Sitten und Bräuchen, Übersetzungsgeschichte sowie psychologische Aspekte und Konfliktschulung unter anderem in zahlreichen Rollenspielen vermittelt. "Wir haben alle möglichen Konfliktverläufe und die passenden Maßnahmen bis ins kleinste Detail durchgespielt", berichtet Ben Lakhal.
"Ich lebe seit 1964 in Deutschland und seit 1974 in Monheim. In dieser Zeit habe ich von interkulturellen Freundschaften bis hin zu extremem Rechtsradikalismus alles erlebt und finde dieses Thema daher wichtig", sagt Tayfun Ipekyilmaz (48).
Der türkische Diplombetriebswirt überlas kurioserweise, dass sich dieses Projekt eigentlich nur an Frauen mit Migrationshintergrund richtete und fragte dennoch bei der Awo an. "Dann wurden die Damen gefragt, ob eine Teilnahme von mir in Ordnung sei. Zum Glück war es gar kein Problem und ich konnte mitmachen", sagt Ipekyilmaz, der Schachjugendleiter in Monheim ist.
Auch ihm bedeutete die Teilnahme an dem Projekt sehr viel: "Das kann ein weiterer Schritt sein, um die Integrationsproblematik in den Griff zu bekommen. Überall, wo sich intrakulturelle Differenzen auftun, kann ich helfen, vermitteln, schlichten und aufklären. Das ist eine wichtige Aufgabe und das Projekt ist eine richtig tolle Sache."
Umso wichtiger sei die ehrenamtliche Position des Kulturdolmetschers einzuordnen, da viele Probleme und Differenzen verschiedener Nationalitäten und Kulturen erst durch Missverständnisse zustande kommen oder schlimmer werden. "Darin liegt die Tücke. Das können wir verhindern."
Allerdings blickt der erste und bislang einzige männliche Kulturdolmetscher Monheims ein wenig skeptisch in die Zukunft: "Es kommt auch darauf an, wie und ob unsere Kenntnisse in Anspruch genommen werden, damit diese Sache auch greift und nicht im Sande verläuft."