Dachdecker-Azubi in Langenfeld Sekou Sidibe darf auf Bleibe hoffen

<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Langenfeld</irglyphscale></irwordspace> · Endlich zeigt die Ausländerbehörde Entgegenkommen: Der Dachdecker-Azubi aus Guinea, dessen Arbeitskraft dringend gebraucht wird, muss nicht zurück in seine Heimat. Sein Langenfelder Arbeitgeber ist erleichtert.

Sekou Sidibe (r.) und sein Chef Abbas Süren freuen sich, dass der 25-Jährige vorerst in Langenfeld bleiben kann.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Sekou Sidibe ist die Freude ins Gesicht geschrieben, als er aus dem Leverkusener Rathaus kommt. Er darf bleiben – zumindest vorläufig. Hinter dem 25-jährigen Flüchtling aus Guinea und seinen deutschen Helfern liegt ein jahrelanger Kampf. Ein Ringen mit den Behörden, das den jungen Mann Geduld, Nerven und manchmal sogar Tränen kostete. Hätte er seinen unermüdlichen Langenfelder Freund Bruno Hentschel und dessen Frau Sabine nicht gehabt, wäre der Guineer an der deutschen Bürokratie gescheitert. Die Hartnäckigkeit seiner Unterstützer und die Entscheidung der Härtefallkommission NRW führten nach vielen Umwegen jetzt zum Ziel.

Sekou, der nach dem Tod seines Vaters sein Zuhause verlor, bekam nach über sieben Jahren jetzt einen Übergangsausweis, eine sogenannte „Fiktionsbescheinigung“. In einigen Wochen wird er seine Ausweiskarte mit der Aufenthaltsgenehmigung nach Paragraf 23a erhalten. Das bedeutet für ihn, er darf in Deutschland bleiben und arbeiten. „In einem Jahr muss er sich dann erneut bei der Ausländerbehörde melden und nachweisen, dass er nicht straffällig geworden ist und eine Arbeit hat“, sagt Bruno Hentschel.

Vor allem sein Chef, der Dachdecker Abbas Süren aus Langenfeld, ist darüber erleichtert. Der Guineer, der seit über drei Jahren mit amtlich angeordneten Unterbrechungen im Dachdeckerbetrieb Süren arbeitet und kurz vor der Gesellenprüfung steht, ist ein pünktlicher und williger Azubi, betont sein Chef. Er sei ein Mitarbeiter, wie man ihn sich wünscht, in einem Berufszweig, der unter Nachwuchsmangel leidet. „An gute Arbeitskräfte ist nur sehr schwer zu kommen“, sagte Abbas Süren schon im Sommer. Sekou sei ein Segen. „Er gehört nicht zu denen, die den Kopf nur zum Haareschneiden haben. Er geht regelmäßig zur Schule, ist nett und den Menschen zugewandt und kann was. Und er blamiert mich nicht bei den Kunden.“

Die Arbeit auf deutschen Dächern ist für den Guineer nach eigenen Aussagen nach wie vor ein Traumjob. Löten und das Arbeiten mit Zink und Blech sind sein Ding. „In Guinea gibt es keine Dächer, auf denen ich arbeiten könnte“, sagt er. Um dort überhaupt an Arbeit zu kommen, müsse man vorher viele Menschen schmieren, sagt er. Sekou will jetzt unbedingt seine Gesellenprüfung bestehen. Zurzeit besucht er neben der Arbeit einen Prüfungsvorbereitungskurs. Sein Deutsch wird von Tag zu Tag besser.

Der 25-Jährige ist zwar abgelehnter Asylbewerber, hat aber nun eine Aufenthaltsgenehmigung. Sein sehnlichster Wunsch: In Deutschland bleiben, weiter arbeiten und niemals zurück in sein Geburtsland. Dort hatte ihn seine Stiefmutter nach dem Tod des Vaters aus dem Haus getrieben.

Immer noch hat er Albträume von den Geschehnissen am 27. August vergangenen Jahres. Bei einer der zahlreichen Vorstellungen bei der Ausländerbehörde Leverkusen wurde er plötzlich von der Polizei abgeführt und per Flugzeug in Begleitung der Polizei und eines Arztes zurück nach Guinea geflogen. Doch dort durfte er aus unbekannten Gründen nicht einreisen, und man schickte ihn zurück. „Ich war verzweifelt und wusste nicht, wie ich weiterleben sollte“, erzählte er nach dem Vorfall.

Sekou kam als einer von vielen
Boat-People übers Mittelmeer

Trotz bestandenem Integrations- und Sprachkurs, einem Job mit regelmäßigem Einkommen, von dem er Steuern und Sozialabgaben entrichtete, und einem deutschen Freundeskreis mit vielen Fürsprechern wurde er immer wieder einbestellt und schließlich zurück in sein Heimatland geflogen. Als Grund nannten die Behörden „fehlende Herkunftspapiere“. Sekou war als einer von zahlreichen Boat-People über das Mittelmeer gekommen und nur knapp dem Tod entkommen. Sein Bruder ertrank während der Überfahrt im überbesetzten Boot. Sekou wurde gerettet und kam mit dem Leben davon, aber ohne Ausweis.

„Welchen Wert der junge Mann auf dem deutschen Arbeitsmarkt als Dachdecker haben könnte, hat die Behörde in Leverkusen nicht interessiert“, sagt Bruno Hentschel. „Es wurde streng nach Vorschrift gehandelt.“ Die vielen Male, die der väterliche Freund den Guineer zur Behörde begleitete, kann er kaum noch zählen. „Nach der Abschiebung war es wöchentlich“, erinnert er sich.

Der 25-Jährige mit dem offenen Lächeln hofft nach dem abgelaufenen Jahr auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Sein Plan für die Zukunft neben der Arbeit: „Ich will unbedingt den Führerschein machen“, sagt er. Das Geld dafür legt er schon länger zur Seite. „Ich habe ihm allerdings geraten, erst die Gesellenprüfung im Sommer hinter sich zu bringen“, sagt Bruno Hentschel. Sekou hat jetzt eine eigene Wohnung in Langenfeld. Nun möchte er Leverkusen den Rücken kehren und dort leben, wo er arbeitet.