Trotz Bedenken aus Monheim: Bau der TDI-Anlage beginnt

Bayer darf die Chemieanlage in Dormagen trotz Bedenken aus Monheim bauen. Die Inbetriebnahme ist sehr wahrscheinlich — aber noch nicht sicher.

Monheim. „Bayer erhält grünes Licht für neue TDI-Großanlage in Dormagen.“ Die Pressemitteilung erreichte Stadtplaner Thomas Waters per E-Mail. Seine Reaktion: „Ich war sehr überrascht.“ Denn gerade erst seien die Protokolle eines im Oktober stattgefundenen Erörterungstermins mit der Bezirksregierung an die jeweiligen Kommunen verschickt worden, die Einwände gegen den Bau der Chemieanlage auf der anderen Rheinseite geäußert hatten. Und Monheim hatte gleich mehrere Einwände vorgebracht, die es zu prüfen gebe. Die Bezirksregierung habe deshalb Prüfaufträge vergeben.

Fest steht: Die Bezirksregierung Köln hat die Zulassung für den vorzeitigen Baubeginn erteilt. Damit können die umfangreichen Bauarbeiten nun zügig gestartet werden. „Das heißt aber nicht, dass es auch eine endgültige Betriebsgenehmigung geben muss“, sagt Christina Köntje, Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Allerdings werde eine Baugenehmigung nur dann erteilt, wenn mit einer Entscheidung zugunsten des Antragstellers zu rechnen ist. Dementsprechend zuversichtlich gibt sich Bayer: Sie erwarten die endgültige Genehmigung im Frühjahr.

Insgesamt waren aus Monheim 60 Einwände gegen die Chemieanlage in Dormagen eingegangen. In der Anlage wird die klare Flüssigkeit Toluol-Diisocyanat (TDI) hergestellt, die gebraucht wird, um Weichschäume herzustellen. Bei der Herstellung von TDI werden neben Phosgen weitere Stoffe wie Chlor, Kohlenmonoxid oder Dichlorbenzol eingesetzt.

Die Stoffe sind als sehr giftig, giftig oder umweltgefährdend eingestuft. Der Bedarf an TDI sei weltweit steigend, erklärt Bayer. Im Juni wurden alle Unterlagen zu Sicherheit und Auswirkungen ausgelegt — unter anderem auch in Monheim. „Jeder soll sich seine Meinung bilden“, hieß es von Bayer. Und das hatte die Stadtverwaltung gemacht.

Sie kritisierte unter anderem, dass sich in den Bayer-Unterlagen keine Untersuchung von möglichen, größeren Stör- oder Unfällen der Anlage finden, die großflächige Freisetzung von Schadstoffen zur Folge habe. Bayer müsse aufzeigen, welche Folgen im schlimmsten Fall zu erwarten sind — so laute auch ein Prüfauftrag der Bezirksregierung an Bayer.

Auch in Sachen Störfallvorsorge soll Bayer nachrüsten. Bayer werde aufgefordert, Hochleistungssirenen zu installieren, um die Monheimer Bevölkerung und die linksrheinischen Gemeinden im Falle eines Unfalls zu warnen. Laut der Kommission zur Anlagensicherheit (KAS) beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit soll zwischen der Anlage und bebauten Gebieten 1350 bis 1450 Meter Abstand gehalten werden.

Unter dieser Grenze sind erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten. Hier hakte die Stadtverwaltung noch einmal nach: „Die Abstände werden im Rheinbogen erreicht. Zudem wurde in den standardisierten Berechungen nicht berücksichtigt, dass Monheim in der Hauptwindrichtung potenzieller Stoff-Freisetzungen liegt und so bei Störfällen besonders exponiert ist.“ Deshalb sei die Installation entsprechender Mess— und Warnsysteme im Rheinbogen zu fordern.

Die Einwände aus dem Monheimer Rathaus sollen nicht unberücksichtigt bleiben. Christina Köntje: „Die Einwände werden bei der abschließenden Genehmigung alle noch einmal rechtlich gewürdigt.“