Arbeit mit komischen Namen

Im Standesamt werden die Wünsche für Vornamen von Kindern „immer doller“, erzählt der Leiter Bernd Klein-Ilbeck.

Mettmann. Es gibt Tage, da weiß Bernd Klein-Ilbeck (57) nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Der Leiter des Mettmanner Standesamtes hat immer häufiger seine liebe Not mit Eltern, die ihren Kindern Namen geben wollen, mit denen er so gar nichts anfangen kann.

Und wenn er meint, dass das Geschlecht eines Kindes aufgrund seines Namens nicht eindeutig zu erkennen ist, hat er ein Problem - aber auch die Eltern des Kindes. Sie kommen in Erklärungsnöte. Wenn alle Namensrecherchen nicht ergeben, ob ein Name eindeutig einem Jungen oder Mädchen zugeordnet werden können, dann bittet er die Universität Leipzig um Hilfe, Deutschlands erste Adresse für Vornamen aus aller Welt. Klein-Ilbeck: "Aber in der Regel kriegen wir das vorher raus."

"Phantasienamen, exotische Namen oder ausländische Namen - damit haben wir es immer öfter zu tun. Das wird immer doller", sagt des Leiter des Standesamtes. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass durch den Namen "das Geschlecht ausreichend erkennbar sein muss". Im Amtsdeutsch heißt das "Geschlechtsoffenkundigkeit". Eine Ausnahme ist für Jungen der weibliche Vorname Maria, der aber auch nur zusammen mit einem eindeutig das Geschlecht des Kindes bestimmenden Vornamen gegeben werden darf.

Doch trotz der blühenden Phantasie vieler Eltern waren 2009 im Mettmanner Standesamt Sophie und Jan die Namen, die am häufigsten gewünscht wurden. Danach folgten Marie und Tim sowie Anna und Tobias. Die Namens-Exoten und "Ausreißer" sind oftmals so schwierig, dass sie die Standesbeamten schnell wieder vergessen haben. Und in der Statistik tauchen sie auch nicht mehr auf.

Kurios wird’s im Standesamt auch, wenn Menschen aus Ländern im Büro von Klein-Ilbeck auftauchen, in denen es nicht üblich ist, dass sie einen Vornahmen haben, aber einen haben wollen, weil sie in Deutschland bleiben wollen. Da könnte ein Inder namens Singh durchaus den Vornamen Horst bekommen. Doch in der Regel wünschen sich die Menschen Namen aus ihrem Herkunftsland. Und dann haben Klein-Ilbeck und seine Kollegen wieder ihre liebe Not. So war er mal einen Tag lang nur mit der Beurkundung von sechs Vornamen für eine Familie aus Sri Lanka beschäftigt.

"Oft entsteht für Menschen, die erstmals einen Vornamen bekommen, eine völlig neue Identität", sagt Klein-Ilbeck. Er kennt einen Iraker, der deswegenin psychiatrischer Behandlung ist.

Das Jahr 2009 ist aus Sicht des Leiters des Standeamtes normal verlaufen. Die Jahresstatistik weist 163 Eheschließungen (2008 waren es 150) und eine Lebenspartnerschaft (zwei Männer) auf. 355 Geburten (2008: 415) wurden im Standesamt beurkundet. 35 Prozent der Eltern wohnten aber nicht in Mettmann. Klein-Ilbeck: "Bei der Geburt gilt das Ereignisprinzip." Das Kind wird also dort angemeldet, wo es geboren wurde, nicht wo es wohnt. Im Sterbebuch des Standesamtes wurden 527 Todesfälle (2008: 527) eingetragen.