Autor berichtet in seinem Buch über Begegnungen in NRW
Jürgen Wiebicke, der einen Monat lang durch das Bundesland gewandert ist, war jetzt für eine Lesung zu Gast in der Stadtbibliothek.
Mettmann. Was verbindet alle Menschen miteinander? Und wo steht diese Gesellschaft gerade? Davon wollte Jürgen Wiebicke sich ein Bild machen — und ist losgegangen. Einen Monat ist der Autor durch ganz NRW gewandert, wusste morgens nicht, wo er am Abend schlafen würde und hat verschiedene Leute getroffen. Seine Erlebnisse hat er niedergeschrieben: Schöne Tage im heißen Sommer, kilometerlange Wege entlang von Maisfeldern, schwierige Situationen und verblüffende Gespräche. All dies erzählt Wiebicke in seinem Buch „Zu Fuß durch ein nervöses Land. Auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält“, das im letzten Jahr erschienen ist. Und all dies hat Wiebicke noch einmal in der Stadtbibliothek Mettmann erzählt, bei einer Lesung vor zahlreichen Zuschauern.
Er möchte seine Geschichten „so erzählen, dass jeder sie versteht und dass jeder versteht, dass sie wichtig für das eigene Leben ist.“ Das Buch soll aber auch ein politisches Buch sein und einen Querschnitt der Gesellschaft präsentieren. Von vier Damen, die Yoga bei einem Kloster in der Nähe von Dormagen machen über einen Besuch auf dem Schlachthof bis hin zu einem tatsächlich sehr philosophischen Gespräch mit einem Angler im strömenden Regen lässt seine Geschichte nicht eine Situation aus. Warum er denn mittags angle, wo es doch mittags so schwer sei, etwas zu fischen und es dazu noch Bindfäden regne, hat Wiebicke den Angler gefragt. Weil er dort am besten über das Leben nachdenken könne, habe er geantwortet. Er habe nie ein Handy dabei, keine Uhr, die Zeit spiele keine Rolle. Wiebicke und der Angler haben sich vorgestellt, sich kennengelernt.
Seine Erfahrung ist: Die Leute öffnen sich sehr und wollen doch mehr von sich preisgeben als man erwartet. „Die Fülle und Verschiedenheit sind so wichtig“, betont Wiebicke, denn er hat viele unterschiedliche Menschen kennengelernt. Genau das war sein Ziel: Leute aus anderen Welten kennenlernen.
Doch was genau hat ihn raus aufs Land und in die Städte gezogen? Er habe schon immer den Traum gehabt, eine lange Zeit am Stück zu laufen. Weniger wegen der Abenteuer, mehr wegen der Nervosität, denn genau das sei es, was die Menschen zusammenhält, hat Wiebicke herausgefunden. Nervosität im Umgang mit der Zeit, die permanent knapp ist und die Unsicherheit, nicht zu wissen, wo man in drei oder fünf Jahren steht.