Dreiländerprojekt am Berufskolleg Neandertal in Mettmann Was bedeutet der Begriff „Heimat“?

Mettmann · 100 Jugendliche versuchten, dem Begriff auf die Spur zu kommen. Jetzt trugen sie ihre Ergebnisse vor.

Heimat Europa war ein Drei-Länder-Projekt am Berufskolleg. Eva Lutz (18, l.) und Damla Karaman (17) berichteten über Erfahrungen und Ergebnisse.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(eise) Als Petra Bertelsmeier, Leiterin des Berufskollegs Neandertal, erfuhr, es solle ein Projekt „Heimat“ an ihrer Schule stattfinden, war sie skeptisch. Ihr schwante allzu Bodenständiges à la „Mir san Mir“? Nachdem ihre Kollegen Peter Enzenberger und Dinah Zemke gemeinsam mit den Schülern das drei Jahre dauernde Projekt erarbeitet hatten, wich die anfängliche Skepsis der Begeisterung.

Im Rahmen des Erasmus-Programms, einem Bildungsprogramm der EU, haben sich drei Schulen zusammengeschlossen: das Berufskolleg Neandertal in Mettmann, das Robert- Schumann-Institut im belgischen Eupen und die Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Tisens/Südtirol. Die Regionen, in denen die drei Schulen liegen, verbindet nicht nur die gemeinsame Sprache. In Südtirol und einem Teil Belgiens wird, historisch begründet, Deutsch gesprochen. Zudem wurde bei Mettmann der Neandertaler und in Tisens Ötzi, die Mumie aus der Jungsteinzeit, gefunden. Kreisdirektor und Schuldezernent Philipp Gebert und Melanie Wunsch, stellvertretende Museumsleiterin, hoben denn auch in ihren Grußworten die Gemeinsamkeiten der Regionen hervor und per Video wurde die Schulleiterin aus Tisens mit einer kurzen Ansprache zugeschaltet.

Heimat? Was bedeutet Heimat? Diesen Begriff auszuleuchten, die verschiedenen Deutungen zu erkennen – das war die Aufgabe von mehr als 100 Schülerinnen und Schülern aus Mettmann, Tisens und Eupen, die im Rahmen des Erasmus Programms geforscht haben. Denn verbunden waren sie in den drei Jahren auch durch gegenseitige Besuche, in denen Vergleiche der Sprache, Kultur, Historie gezogen werden konnten. Alles half dabei, den Begriff „Heimat“ deutlich umfangreicher zu definieren.

Peter Enzenberger und Dinah Zemke, die dieses Projekt höchst engagiert begleitet haben, zeigten sich von der gemeinsamen Leistung der über 100 Schülerinnen und Schüler begeistert. Peter Enzenberger bezeichnete die Marketingabteilung des Neandertal Museums als „kongenialen Partner für die Zusammenarbeit mit Tisens“, denn schon zu Zeiten des Neandertalers gab es Wanderbewegungen, Migration, kulturellen- und technologischen Transfer. Die Kontakte zwischen den beiden Museen in Mettmann und Tisens dienten nicht nur dem kulturellen Austausch, sondern waren mit den Akzenten für den Tourismus, die regionale Gastronomie und Wirtschaft durchaus als Wirtschaftsförderung zu betrachten.

Damla Karaman und Eva Lutz stellten in erfrischend lebhaften Vorträgen die Ergebnisse des Projektes vor. Damla Karaman sparte dabei nicht aus, dass es durchaus Meinungsverschiedenheiten zwischen den Schülern aus den anderen Ländern gegeben habe. Durch die gemeinsame Arbeit hätten sie aber zueinander gefunden. Sie selbst habe den Begriff Heimat neu definiert, Heimat ist der Ort an der Schwarzmeerküste, in dem ihre Eltern zu Hause waren, aber auch Istanbul, wo ihre Großeltern wohnten, und natürlich ist es Mettmann, wo sie selbst geboren und aufgewachsen ist.

Dass die Sprache eine herausragende Rolle spielt, die Verständigung eigentlich erst möglich macht - das meinte auch Aryan Haj Abdo, die mit ihren Mitschülerinnen im kommenden Jahr einen Austausch mithilfe des Erasmus Programms beginnen will. Es sei ein Ansporn, Sprachen zu erlernen, um damit zur Völkerverständigung beitragen zu können.