Jacques Tilly soll Kunstwerk schaffen Weichenstellung für Straßenbahn in Bronze

Mettmann · Von seiner historischen Straßenbahn konnte sich Mettmann nur schweren Herzens trennen. Nun kommt sie möglicherweise zurück, jedoch etwas kleiner und in Bronze gegossen. Doch ist dieses Kunstwerk überhaupt finanzierbar?

Jacques Tilly könnte eine Straßenbahn aus Bronze erschaffen, wenn sich in Mettmann dafür eine Mehrheit findet.

Foto: Dirk Neubauer

Hält in Mettmann bald wieder eine Straßenbahn? Nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses für strategische Stadtplanung, Stadtentwicklung und Bauen scheint das durchaus möglich zu sein. Nun muss aber niemand befürchten, mitten in der Kreisstadt bald wieder über Schienen zu stolpern. Stattdessen wird derzeit darüber nachgedacht, dass ein Modell des Triebwagens TW 9 am Jubiläumsplatz hält. Und das auf Dauer.

Der Abschied vom Original war ein durchaus emotionales Thema für viele Menschen in Mettmann: Im August wurde die alte Straßenbahn per Tieflader ins Depot nach Düsseldorf transportiert. Zuvor hatte sie jahrelang ein tristes Dasein unter Planen auf dem Bauhof gefristet. Nun aber endete eine jahrelange Debatte über einen exponierten Platz für das Fahrzeug aus dem Jahr 1909. Diese Entscheidung stieß durchaus auf Unmut. In einem offenen Brief an Bürgermeisterin Sandra Pietschmann zeigten sich Stadthonoratioren erstaunt über eine Entscheidung über die Köpfe der Bürger hinweg. „So haben wir in Mettmann gar nichts davon, dass die Straßenbahn unter großem ehrenamtlichen Einsatz restauriert worden ist“, kritisierte Andrea Metz (FDP).

Denkmalpflegerin stellt
ihre Idee im Ausschuss vor

Jetzt kommt eine Idee von Denkmalpflegerin Yasmin Renges ins Spiel, die am vergangenen Mittwoch im Ausschuss vorgestellt wurde: Mettmann könnte ein Modell seiner alten Straßenbahn aus Bronze erhalten, das in etwa auf ein Viertel der Größe des Originals kommt. Raum für einen Bahnhof der etwas anderen Art wäre zwischen der Mühlenstraße und dem Jubiläumsplatz vorhanden. Doch wer soll dieses Kunstwerk erschaffen? Renges bringt einen Namen ins Spiel, der zunächst einmal überraschen mag: Jacques Tilly. Der Bildhauer, der vor allem durch die Gestaltung der Wagen des Düsseldorfer Rosenmontagszuges bekannt wurde, versteht sich eher als Erschaffer von vergänglicher Kunst. Nun besitzt eine 800 Kilogramm schwere Straßenbahn aus Bronze eine andere Lebenserwartung als ein Äquivalent aus Pappmaché. Tilly müsste sich also als Künstler auch ein klein wenig neu erfinden, wie er auch selbst zugibt: „Ich bin für die Schwere der Kunst eigentlich nicht zu haben.“ Doch warum wäre er bereit, für Mettmann eine Ausnahme zu machen?

Anscheinend hat Renges bei einem Besuch in Tillys Atelier, das sich direkt neben dem Depot befindet, ihren Charme spielen lassen. „Die Dame war so nett, einfach umarmend und herzlich“, berichtet der Wagenbauer über die Begegnung mit der Denkmalpflegerin. Nach diesem Treffen stand die Idee im Raum, eine Art Karikatur der Straßenbahn zu erschaffen, die vor allem Kinder ansprechen dürfte. Eine Skizze existiert bereits. Für eine Gießerei müsste eine Vorlage erstellt werden. Und auch wenn Zeit spätestens seit Einstein relativ ist, hätte die Straßenbahn aus Bronze tatsächlich einen gewissen Ewigkeitsanspruch. Für ihre Präsentation hatte sich Renges eine Statue des griechischen Göttervaters Zeus herausgefischt, die 1926 in einem Schiffswrack entdeckt worden war. Die Skulptur aus dem 5 Jahrhundert vor Christi überstand viele Jahrhunderte im Salzwasser, eben weil sie aus Bronze ist. Das Kunstwerk wird erst dann spruchreif, wenn sich im Rat der Stadt eine Mehrheit für das Projekt ausgesprochen hat. Nicht selten erweisen sich Ideen wie diese aus finanziellen Gründen als Luftschlösser, gerade in Zeiten leerer Kassen. Im Ausschuss sprach Renges von Kosten in Höhe von insgesamt 66 500 Euro. Die Denkmalpflegerin geht davon aus, dass nach einem Ratsbeschluss bis zu 50 Prozent dieser Summe aus Fördertöpfen kommen könnten. 40 Prozent könnten aus Spenden generiert werden. Nach dieser Rechnung bliebe ein von der Stadt zu zahlender Anteil in vierstelliger Höhe.

Die Präsentation wurde vom Ausschuss grundsätzlich positiv aufgenommen. Es gab jedoch auch leichte Bedenken. Das Projekt sollte nicht zu sehr dem Zeitgeist entsprechen, warnte ein Mitglied des Ausschusses: „Herr Tilly sollte sich hier nicht nur momentan ausleben, sondern auch an zukünftige Generationen denken.“ Das sei besprochen und verstanden worden, erwiderte Renges.

Die Weichen können nun jedenfalls auf politischer Ebene gestellt werden und das sogar ganz ohne Straßenbahnschienen.