Brauchtum in Mettmann So schön war St. Martin

Mettmann · (dne/von) Im verflixten siebten Jahr gönnt sich Rolf Hamacher eine kleine Annehmlichkeit. Von den vielen Hundert Kindern, Eltern und Großeltern auf dem Marktplatz unbemerkt, hat sich der Bettler eine blaue Matte unter die Knie geschoben und geschickt durch den Hanfumhang verdeckt.

Nach dem Lichterzug und der Mantelteilung gab es Weckmänner für die Kinder an der Pforte des Stadtgeschichtshauses.

Foto: Dirk Neubauer

Dass die Oberstadt ein hartes, kaltes Pflaster hat, sei ihm im vergangenen Jahr schmerzlich bewusst geworden, sagt der Mann hinter dem grauen Zottelbart. Deshalb kniet er am Mittwochabend erstmals nicht mehr ungeschützt auf dem kalten und noch dazu nassen Stein. Und wartet.

Alles andere aber ist, wie es sein muss: Vom Königshof aus machen sich viele kleine und große Freunde des Novemberbrauchs mit Laternen auf den Weg. Dafür, dass es pünktlich zum Versammlungstermin anfängt zu nieseln, kann der Verein der Freunde des Martinszugs nichts. Anwohner haben Fenster und Läden mit zusätzlichen Lichtern geschmückt.

Dann geht im Takt von drei Musikkapellen alles seinen Gang. Auf dem hohen Braunen reitet Siegmar Jungen als Soldat Martin auf den Platz rings um St. Lambertus ein und kommt schließlich im Scheinwerferlicht vor Haus Nummer 24 zum Stehen. Der Bettler kniet und zittert, Martin teilt schwungvoll den Mantel – so wie es geschrieben steht. Dann gibt es für die Kinder jeweils einen Weckmann an der Pforte des Stadtgeschichtshauses, bevor viele zum Grippschen weiterziehen.

Bereits am Montag hatte das Quartier Süd St. Martin, nämlich als Zug des Kinder- und Familienzentrums Händelstraße in Kooperation mit dem Caritas Altenstift. Pünktlich um 17.30 Uhr stimmte an diesem Tag die Kapelle das erste Martinslied an und der Zug setzte sich erleuchtet durch bunte Laternen vorbei an schön geschmückten Häusern und Vorgärten in Bewegung.

Am Martinsfeuer erwartete die kleinen und großen Besucher die Mantelteilung und die Martinsgeschichte wurde vorgelesen. Anschließend sangen alle das Martinslied und die Mitarbeiter und Bewohner des Caritas-Altenstiftes verteilten Weckmänner an die Kinder. In der Cafeteria des Altenstiftes wurde der Abend bei Glühwein, Kakao, Kartoffelsalat und Würstchen beendet.