Der 11.2. steht im Zeichen der 112
Die Leitstellen der Rettungskräfte im Kreis Mettmann sind im Ernstfall stets erreichbar und entsenden sofort schnelle Hilfe.
Kreis Mettmann. Angenommen, auf der A 46 zwischen Haan-Ost und Haan-West brennt ein Pkw. Autofahrer greifen zum Handy und wählen die 112. Was passiert? „Das ist abhängig von der Funkzelle, in die sich das Handy einwählt“, erklärt der Leiter der Feuerwehr Haan, Carsten Schlipköter. „Jeder Autobahnkilometer ist einer Leitstelle zugeordnet, die dann Hilfe schickt.“ Die Nummer 112 gilt europaweit. Ob Unfall oder medizinischer Notfall: Um schnellstmöglich Hilfe zu rufen, wählt man die 112. Dass diese Notrufnummer seit dem Jahr 2003 sogar europaweit gilt, wissen laut Eurobarometer-Umfrage nur rund ein Viertel der Menschen im Staatenbündnis. Um die lebensrettende Nummer (noch) bekannter zu machen, hat die EU deshalb den heutigen 11. Februar (11.2.) zum „Europäischen Tag der 112“ erklärt.
„Die 112-Gespräche sind für den Anrufer immer kostenlos“, erklärt Jürgen Schrage, Rettungsdienstexperte der Johanniter im Kreisverband Mettmann. „Selbst von Mobiltelefonen ohne Guthaben kann die Notrufnummer deshalb angewählt werden.“ Es meldet sich ein medizinisch geschulter Mitarbeiter, der mit dem Anrufer einen festen Katalog an Fragen durchgeht: „Wo ist es passiert?“, „Wie viele Menschen sind verletzt?“ und „Wie ist deren gesundheitlicher Zustand?“.
So sei gewährleistet, dass vor dem Ausrücken der professionellen Helfer alle wichtigen Informationen vorliegen, betont Schrage. Und wenn der Anrufer nicht genau weiß, wo er sich befindet? „Unser ‚Zentralist‘ hat gute Ortskenntnisse und wird bei der Ortssuche von rechnerunterstützten Systemen unterstützt“, sagt Feuerwehrchef Schlipköter in Haan. Das funktioniere selbst dann, wenn jemand in einem Wald einen Herzinfarkt erleidet. Dann wird der Anrufer zumindest sagen können, in welchem Wald der Patient liegt und welche markanten Punkte in der Nähe sind. „Im Zweifel können auch zwei Fahrzeuge losgeschickt werden.“
Schlipköter spricht für die Leitstelle in Haan, denn die Stadt ist noch nicht auf die Kreisleitstelle in Mettmann aufgeschaltet: „Das ist technisch nicht möglich.“
Jürgen Schrage, Rettungsdienstexperte der Johanniter im Kreisverband Mettmann
Kreisbrandmeister Torsten Schams widerspricht ihm: „Haan, Velbert, Monheim und Langenfeld machen nicht mit, weil es nicht gewollt ist“, sagt er. Die neue Leitstelle in Mettmann werde gebaut, „weil das Gebäude für andere Zwecke gebraucht wird, nicht aus technischen Gründen. Wir müssten natürlich das Personal aufstocken“, räumt er ein — und die Städte müssten anteilig dafür zahlen. Die Haaner Politik lässt derzeit die Verwaltung die „Voraussetzungen für eine im Jahr 2021 vorgesehene Aufschaltung an die Kreisleitstelle Mettmann“ prüfen, so der etwas sperrige Titel der Vorlage für die Verwaltung.
Den Widerstand gegen eine zentrale Leitstelle haben die Lokalpolitiker inzwischen aufgegeben. Es geht nur noch ums Geld und die Aufgabenteilung. Torsten Schams findet es bedauerlich, dass offenbar „monetäre Aspekte statt qualitative“ im Vordergrund stehen, wenn es um die Aufschaltung auf die Kreisleitstelle geht. Er kennt viele Gründe, die für eine Kreisleitstelle sprechen: „In unserer Leitstelle sitzen immer mehrere Disponenten. Sie sind so gut geschult, dass sie etwa bei einem Herzinfarkt auch dem Laien Anweisungen für die Reanimation geben können.“
Wenn zum Beispiel in Monheim nur ein Disponent sitze und Anweisungen erteile, könnte der solange keine weiteren Notrufe entgegen nehmen, bis die Retter eintreffen. „Es geht schneller, wenn eine Kreisleitstelle die Einsätze koordiniert. Mit Funkmeldungen und Alarm-Depechen werden die Retter sofort benachrichtigt und losgeschickt.“ Würde die Kreisleitstelle etwa wegen einer Bombenentschärfung ausfallen, übernähme sofort Leverkusen: Es gebe ein entsprechendes Abkommen.
Die Leitstelle in der Kreisstadt Mettmann hat aber noch einen zusätzlichen Trumpf im Ärmel: „Wenn jemand nicht weiß, wo er ist, bitten wir ihn, mit ,WhatsApp’ seinen Standort zu senden“, erläutert Kreisbrandmeister Torsten Schams und fügt hinzu: „Das geht per Knopfdruck und ist bis auf zehn Meter genau.“