Erkrath: Dickkopf mit Bodenhaftung

30 Jahre lang leitete Karin Fink den Jugendhilfeausschuss. Jetzt zieht sich die SPD-Ratsfrau aus der Politik zurück.

Erkrath. Irgendwann ist einfach Schluss. Wahlkreis, Ratsmandat, Jugendhilfeausschuss - von all diesen Aufgaben und Mandaten hat sich Karin Fink (66) verabschiedet.

Die Entscheidung hat sich die SPD-Ratsfrau nicht leicht gemacht. Aber der Entschluss fiel wie viele zuvor: Er ist gut überlegt. Und wenn die Entscheidung einmal steht, dann ist daran nicht mehr zu rütteln.

So unverrückbar ist Karin Fink in ihrem Engagement für eine Sache und zu sich selbst. "Ich war nicht immer einfach. Dieses Mäntelchen, das man nach dem Wind dreht, habe ich nie gehabt", sagt sie. Als in der vergangenen Woche der Jugendhilfeausschuss tagte, war es das letzte Mal, dass Fink die Sitzung gleitet hat.

Karin Fink

Drei Jahrzehnte hat sie es so gemacht, diesmal wurde es ihr schwer ums Herz. "Da hängt natürlich mein Herzblut dran", sagt sie. Es sei ihr schwer gefallen, der Kommunalpolitik den Rücken zu kehren. "Ich wollte nicht im Rat sitzen und irgendwann feststellen, dass ich den Dingen nicht mehr folgen kann", sucht sie nach Gründen für ihren Entschluss.

Schaut sie auf ihre Anfänge in der Kommunalpolitik zurück, scheint es fast so, als hätte sich alles besonders gut gefügt. Von der früheren Amtsbürgermeisterin Grete Brass hat sie damals den Wahlkreis Alt-Hochdahl übernommen und kam so in den Stadtrat.

Eigentlich war für die Leitung des Jugendhilfeausschusses von der SPD-Ratsfraktion ein anderer Genosse nominiert worden. Fink sollte nur Stellvertreterin werden, wurde dann aber mit den Stimmen der Opposition zur Vorsitzenden gewählt.

Sie konnte mit Fachwissen punkten: "Ich wusste, was ein Haushaltsplan und ein Finanzplan ist", erinnert sie sich. Die Familie zog damals mit, die vier Kinder waren aus dem Gröbsten raus. Auch wenn der Ehemann die ganze Angelegenheit anfangs nicht so ernst zu nehmen schien. "Mein Mann hat wohl gedacht, ich will mich da einfach mal austoben", sagt Fink und lacht.

Als ihr Mann dann auch noch der CDU beitrat, wurde am Küchentisch ein ums andere Mal heftig diskutiert. Irgendwann gingen die Eheleute getrennte Wege. "Aber nicht wegen der Politik", stellt Fink klar. In ein seelisches Loch sei sie damals nicht gefallen. "Dafür gab es einfach nicht genug Zeit", erinnert sie sich heute.

Blickt sie auf 30 Jahre Vorsitz im Jugendhilfeausschuss zurück, so ist ihr besonders der Auszug des Jugendhauses aus Haus Morp vor 20 Jahren in Erinnerung geblieben. "Wir haben damals erfolgreich dafür gekämpft, dass erst neue Lösungen gefunden werden, bevor die Stadt das Haus verkauft."

Ihren eigenen Weg durch die kommunalpolitischen Wirren der vergangenen Jahrzehnte beschreibt sie mit einem Satz: "Ich bin ein westfälischer Dickkopf, aber ich konnte immer zählen."

Um die Sache ringen, zanken und verbissen sein: All das habe sie gekonnt. Aber am Ende musste eine Entscheidung her, und dafür waren Mehrheiten erforderlich. Dafür hat sie auch die eine oder andere Sitzung des Jugendhilfeausschusses unterbrochen, um die streitenden Gemüter zur Ruhe zu bringen.

Ein großer Wunsch, den Karin Fink für den Tag ihres Abschieds aus der Kommunalpolitik vor sich her getragen hat, ist nicht in Erfüllung gegangen: "Ich hätte mir ein neues Jugendcafé an der Sedentaler Straße gewünscht", sagt sie. Aber dafür ist die Liste dessen, was die SPD-Ratsfrau vor allem in Sachen Jugendpolitik mit bewegt hat, in den vergangenen 30 Jahren stetig gewachsen.